Begräbnis von Selbstmordattentätern"Es ist schwer aushaltbar für die Opfer"
Nach den Anschlägen in Würzburg und Ansbach steht die Frage im Raum: Wie werden die mutmaßlichen islamistischen Attentäter beerdigt? Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland erklärt, warum Selbstmordattentäter nicht nach islamischen Regeln bestattet werden müssen.
In Bayern hat es in den vergangenen Wochen zwei Selbstmordattentate gegeben. Die mutmaßlichen Attentäter haben beide einen muslimischen Hintergrund. Der Bayernbeauftragte des Zentralrats der Muslime hat sich darum zu der Frage geäußert, ob Selbstmordattentäter ein muslimisches Begräbnis bekommen dürfen. Er glaubt, dass es ihnen verwehrt werden könnte. Allerdings handele es sich um einen Präzedenzfall, den die muslimischen Gemeinden in Deutschland erst noch diskutieren müssen.
Muslimisches Begräbnis: ja, nein, vielleicht?
Wir haben darüber mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland gesprochen, Aiman Mazyek. Er macht es von der Familie des Attentäters und vom Imam abhängig, ob die Person ein muslimisches Begräbnis bekommt oder nicht. "Wir haben im Vorstand mit Gelehrten und Theologen darüber diskutiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir sagen: Wenn die Familie darauf besteht, dass ein muslimisches Begräbnis für ihn notwendig ist, dann kann die Familie das auch selbst in die Hand nehmen. Die Gemeinden oder die Imame vor Ort sind nicht theologisch verpflichtet, das zu machen."
"Für die Beerdigung eines Selbstmordattentäters muss - anders als im kirchlichen Kontext - kein Priester dabei sein. Er kann da sein, muss aber nicht. Wir haben Verständnis für die Gemeinden und Imame, die Unbehagen haben, so etwas zu machen. Es bleibt dann auch deren Entscheidung."
Alternativ zum islamischen Begräbnis kann eine Beerdigung auch ohne Imam stattfinden, sagt Aiman Mazyek. Die Diskussion gehe sogar noch weiter: Wo werden die Selbstmordattentäter begraben? Auf dem muslimischen Gräberfeld? Irgendwo anders auf dem Friedhof? Aiman Mazyek kann verstehen, dass Menschen auf dem Friedhof nicht am Grab eines Selbstmordattentäters vorbeigehen möchten. "Das ist keine leichte Geschichte. Religiös gibt es auch keine Verpflichtung, einen Selbstmordattentäter dort zu haben." In den USA zum Beispiel gibt es für Selbstmordattentäter gesonderte Gräberfelder.
"Es gibt viele Überlegungen, dass man ihn nicht im muslimischen Gräberfeld wissen will. Dass man Schwierigkeiten hat, überhaupt ein Zeremonientotengebet vorzunehmen. Es ist schwer aushaltbar für die Opfer. Aber auch für Betroffene, die unmittelbar damit zu tun haben."