Irreführende WerbungSo ein Quark?
Ehrmann darf einen Kinderquark in seiner Werbung mit einem Glas Milch vergleichen - das hat jetzt der Bundesgerichtshof entschieden. Und so werden weiterhin ungesunde Produkte im Supermarkt als gesund verkauft.
Die Monsterbacke ist noch einmal davongekommen. Die Molkerei Ehrmann darf einen Kinderquark mit dem Slogan: "So wichtig wie das tägliche Glas Milch!" bewerben. Allerdings darf der Spruch künftig nicht mehr alleine stehen. Geklagt hatte die Wettbewerbszentrale. Der Slogan verstoße gegen die Health-Claims-Verordnungen der EU - so der Vorwurf. Denn auch wenn im Quark Kalzium steckt, sei er noch lange nicht gesund. Jetzt hat der Bundesgerichtshof entschieden: Früchtquark ist ganz eindeutig keine Milch und das sollte auch jedem klar sein. "Der Verbraucher weiß, dass Früchtequark mehr Zucker hat als Milch", so der Vorsitzende Richter Wolfgang Büscher in Karlsruhe. Ein Fall ist geklärt, aber das Problem bleibt. Wir haben heute Morgen mit Oliver Huizinga von Foodwatch darüber gesprochen
"Lebensmittel sind keine Medikamente - und wer krank ist sollte zum Arzt gehen und nicht in den Supermarkt."
"Die Monsterbacke ist kein Einzelfall", sagt Oliver Huizinga von Foodwatch. Eine beliebte Taktik: einem Produkt industriell Vitaminmischungen hinzufügen. So wird aus einem ganz normalen Softdrink mit ordentlich Zucker schnell ein Getränk, das gut für die Muskelfunktion ist - einfach, indem der Hersteller Mineralstoffe hinzufügt.
Viele Schlupflöcher
Anders sieht die Sache bei Probiotika aus. So dürfen Hersteller wie Danone nicht mehr damit werben, dass ihr probiotischer Jogurt Activia die Verdauung in Schwung bringt. Der Grund: Dieses Versprechen ließ sich nicht ausreichend belegen. Trotzdem gibt es in der Health-Claims-Verordnung noch viele Schlupflöcher. Und darum wird weiter für ungesunde Produkte mit Gesundheitsnutzen geworben, bemängelt Oliver Huizinga.
Das Hauptproblem: Es gibt für alle möglichen Vitamine und Mineralstoffe zugelassene Werbeaussagen - ganz egal welchem Produkt sie zugefügt werden. Die Forderung von Foodwatch: Ganz auf Gesundheitsversprechen bei Lebensmitteln verzichten - weil diese Werbung in der Regel irreführend benutzt wird.