ErnährungIntervallfasten: Was es uns wirklich bringt
Längere Zeit nichts essen – viel mehr ist Intervallfasten eigentlich nicht. Kristina sagt, wie einfach es bei ihr geklappt hat und warum sie es macht. Der Mediziner Stefan Kabisch kennt die Studienlage.
Sie hat von einigen guten Effekten des Intervallfastens gelesen und es dann ausprobiert. Übergewicht war nicht ihr Problem. Kristina fastet seit längerem im Rhythmus 16 zu 8. Sie isst also 16 Stunden nach dem Abendessen nichts mehr.
Am Anfang war es nicht so einfach, sich umzustellen, sagt sie. Inzwischen hat sie sich an den anderen Rhythmus gewöhnt - möchte sich aber auch nicht zu dogmatisch dran halten.
"Durch das Intervallfasten ist es immer die Situation, dass ich mich aufs Essen freue."
Kristina hat drei Kilo abgenommen, obwohl das nicht ihr ursprüngliches Ziel war. Insgesamt geht es ihr besser, nachdem sie mit dem Intervallfasten begonnen hat, sagt sie.
"Für mich hört es sich nach wenig Aufwand an, weil ich nichts an meiner Ernährung, sondern nur den Zeitraum verändern muss."
Auf das Frühstück hat sie mit Leichtigkeit verzichtet. Abends nicht zu essen, war schwieriger. Sie hat bemerkt, dass sie dann aus Langeweile gegessen hat und ihre Gedanken häufig darum kreisten, was sie noch so zu sich nehmen könnte. Mit Sport hat sie sich abgelenkt oder ist einfach früher als gewöhnlich schlafen gegangen.
Ganz strikt ist sie beim Intervallfasten nicht. Kristina sagt, dass sie sich von Beginn an Ausnahmen gestattet hat. Wird sie zum Frühstück eingeladen, lehnt sie nicht ab. Die Umstellung am Anfang kann schwierig sein.
Verschiedene Varianten des Fastens
Unter Intervallfasten versammelt sich eine ganze Bandbreite von Ernährungsweisen, sagt der Arzt Stefan Kabisch von der Medizinischen Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin an der Berliner Charité.
Es gehe bei dieser Art des Fastens einfach darum, periodisch das Essen auszusetzen. Ohne ärztliche Beratung solle niemand damit anfangen. Stefan Kabisch nennt einige Optionen:
- 16/8 (täglich eine Esspause von 16 Stunden)
- 10/14 (täglich eine Esspause von 10 Stunden)
- 18/6 (täglich eine Esspause von 18 Stunden)
- jeden zweiten Tag eine Fastenkur
- zwei Tage in der Woche fasten
Einige Effekte seien klar zu benennen – vor allem aufgrund der Ergebnisse von Tierversuchen, etwa mit mit Mäusen, Ratten, bestimmten Würmern und Milben. Bei den Tieren verlängere sich nachweislich die Lebensdauer und die Wahrscheinlichkeit von Krebserkrankungen verringere sich.
Schlechte Datenlage beim Menschen
Bei Versuchstieren treten Entzündungsprozesse und Insulinresistenzen seltener auf. "Für Menschen gibt es solche Daten aber nicht", sagt Stefan Kabisch.
Das Intervallfasten zieht schon seit Mitte der 1940er-Jahre wissenschaftliches Interesse auf sich, wird aber erst seit zwei bis drei Jahrzehnten beim Menschen untersucht. Problematisch sei die geringe Zahl von Probandinnen und Probanden und deren überdurchschnittliche Fitness. Relativ häufig werden Menschen aus dem Profisport untersucht. Es gibt auch eine Schieflage bei den Daten nach Gendergesichtspunkten: In der Regel seien 80 Prozent der Teilnehmenden an Studien weiblich, sagt der Forscher.
Absinken des Insulinspiegels
Möglicherweise verringere das Intervallfasten die Wahrscheinlichkeit, an bestimmten Krebs-, Herz-Kreislauf- und Demenzleiden zu erkranken, sagt Stefan Kabisch. Grundsätzlich rät er dazu, eine Nahrungsumstellung als dauerhafte Veränderung anzulegen und nicht nach ein paar Tagen oder Wochen wieder aufzugeben.
"Zu einer gesunden Lebensweise gehört, dass man das langfristig tut und eben nicht: Zwei Wochen mal besonders gesund und dann wieder zum alten Muster zurück."