Internationaler FrauentagPolitologin fordert "Anti-Patriarchatstag"
Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Die Politologin Emilia Roig würde diesen Tag lieber unter den Begriff "Anti-Patriarchatstag" stellen. Das träfe den Kern der Sache besser, findet sie und zeige auch auf, dass das System der männlichen Dominanz nicht allein Frauen betrifft.
Für den 8. März gibt es verschiedene Namen: Internationaler Frauentag, Weltfrauentag oder auch Frauen-Kampftag. Mit dem letzten Begriff könnte sich die Politikwissenschaftlerin Emilia Roig noch anfreunden. Denn der Name zeige, dass es auch ums Kämpfen geht. "Aber ich finde den Begriff Anti-Patriarchatstag noch treffender", sagt Emilia Roig. "Weil es darum geht, ein System zu bekämpfen."
Männliche Dominanz hinterfragen und bekämpfen
Die Politologin ist Gründerin und Direktorin des Center for Intersectional Justice in Berlin. Für sie geht es um ein System, das nicht ausschließlich Frauen betreffe, sondern auch nichtbinäre und trans Menschen. "Und einen Riesenteil der LGBTQI-Community", so Emilia Roig. Es gehe um ein System der männlichen Dominanz, das viele betreffe – auch trans Männer, so die Politologin. "Zum Beispiel Männer, die trans Männer sind, leiden im Patriarchat auch, obwohl sie Männer sind – ebenso nichtbinäre Menschen."
"Diese Gruppen an Menschen, die sich nicht anpassen an die Bezeichnung Mann/Frau, haben einen wichtigen Platz im Kampf gegen das Patriarchat."
Für Emilia Roig ist es auch wichtig, den Begriff Patriarchat zu nutzen, obwohl dieser doch eher unbequem ist, sagt sie. "Viele Menschen reden ungern vom Patriarchat und wollen lieber Frauen feiern", so Emilia Roig. Aber es gehe nicht ums Feiern der Frauen. Sondern vielmehr: "Inwiefern das Patriarchat Frauen über Jahrhunderte hinweg entmenschlicht hat." Damit verbunden wurden Frauen ihre Rechte und auch Möglichkeiten entzogen.
"Das Wort Patriarchat ist auch ein bisschen unbequem."
Dabei ist das Patriarchat kein abstrakter Begriff, der nichts mit dem eigenen Alltag zu tun hat. "Es geht auch darum, zu sehen, wie schleicht sich das Patriarchat auch in unsere intimen Beziehungen", so Emilia Roig. Aber auch in die Arbeitswelt, in die Medienberichterstattung oder die Popkultur.
Problematisch an solchen Tagen wie dem Internationalen Frauentag sei auch, dass Politiker:innen sowie auch Unternehmen diesen Tag nutzten, um sich zu profilieren. An diesem einen Tag werde Solidarität groß geschrieben, aber eben nicht an den anderen vielen Tagen eines Jahres, ärgert sich Roig.