Interaktives TheaterprojektFlüchtlinge im Ohr
Burhan erzählt seine Geschichte von der Flucht. Bei einem interaktiven Theaterprojekt in Düsseldorf folgen die Besucher Flüchtlingsgeschichten durch ein Viertel.
Das oberste Deck eines Parkhauses - ein ungewöhnlicher Ort für eine Stadtführung. Das Theaterprojekt "Dorthin, wo Milch und Honig fließen“ will jedoch auch nicht die herausgeputzten Seiten der Stadt zeigen, sondern vom Leben der Menschen erzählen, die nach Deutschland fliehen mussten.
Kurz hinter dem Düsseldorfer Hauptbahnhof beginnt das arabisch geprägte Viertel Oberbilk. Ausgestattet mit einem Audioguide startet die real-fiktionale Reise. Es sind echte Geschichten von Flüchtlingen aus dem Nahen und Mittleren Osten, aufbereitet und inszeniert durch Schauspieler. Persönlich geführt durch die Stimme im Audioguide.
Kontrast zwischen Flucht und Supermarkt
Einer dieser Audio-Führer ist der 20-jährige Burhan aus Afghanistan. Wenn er erzählt, ergeben sich krasse Kontraste. Im einen Moment spricht er vom Vater, der von den Taliban ermordet wurde und von seiner Flucht über die Türkei und Griechenland nach Deutschland. In dem anderen Moment plaudert er über sein Viertel, man geht vorbei an Shisha Cafés oder stoppt für afghanisches Brot am Nador-Supermarkt.
"Wir waren fast auf der anderen Seite, als das Boot von der Strömung erfasst wurde und kenterte. Ich ging über Bord. Ich kann zwar schwimmen, aber der schwere Rucksack zog mich nach unten."
Auch die Stationen der Tour spielen damit, dass die Inszenierung durch das Reale aufgebrochen wird. So gibt es auf der einen Seite kleine Performances, Botschaften von Flüchtlingen werden an Wände geschrieben oder finden sich versteckt in Bäumen. Gerade, wenn man sich im Glauben wiegt, nur eine Geschichte zu hören, kommt die Realität aber ganz klar daher. Zum Beispiel wenn der Hörer auf die Mitarbeiter der Flüchtlingsberatungsstelle des Viertels trifft. Sie wissen, wie es Burhan heute geht.
Etwas verwirrend ist, dass nicht alle Protagonisten tatsächlich in dem Stadtteil leben – oder überhaupt in Düsseldorf. Manchmal wird zudem die Inszenierung ein wenig zu sehr in den Vordergrund gerückt. Am eindrücklichsten bleiben aber die Geschichten der Menschen. Diese auch auf einem ungewöhnlichen Weg zu erfahren, ist jeden Schritt wert.
Weitere Aufführungen gibt es noch im Juni, der Erlös wird an eine Flüchtlingsinitiative gespendet.