Diskriminierung"Rassismusmonitor" erforscht Ursachen und Folgen von Ausgrenzung
"Black Lives Matter", die Mordserie des NSU und die Anschläge in Halle und Hanau: Meldungen über Rassismus zählen zum Alltag in der Berichterstattung. Rassistisch motivierte Übergriffe und zahlreiche Initiativen dagegen haben zudem ein neues Bewusstsein in Deutschland geschaffen. Die Integrationsforscherin Naika Foroutan stellt in ihrem Vortrag neue Studienergebnisse dazu vor.
Die Integrationsforscherin Naika Foroutan erhielt von der Bundesregierung den Auftrag, einen Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa) aufzubauen. Naika Foroutan nennt allererste Ergebnisse aus einer Auftaktstudie, in der fünftausend Menschen repräsentativ befragt wurden.
"Die Zeit, in der Rassismus ein Tabu war, man ihn Fremdenfeindlichkeit nannte und darum kämpfen musste, überhaupt darüber zu reden, ist definitiv vorbei."
Außerdem berichtet die 31-jährige Layla Bürk in dieser Ausgabe unseres Hörsaal-Podcasts mit bewegenden Worten darüber, wie sehr sie aufgrund ihrer Hautfarbe permanent angefeindet wird.
"Ich bin Karlsruherin und auch deutsch, aber es wird mir auf Grund meiner Hautfarbe leider abgesprochen."
Nach nur zwei Monaten hat sie ihre Arbeitsstelle gekündigt, weil ihr im Berufsalltag Dummheit unterstellt wurde und sie im Job Mobbing erleben musste. Ein körperlicher Angriff auf sie gab schließlich den Anstoß, den Beruf zu wechseln.
Erhebung zu Rassismus: Die Hälfte der Befragten bezeichnet Deutschland als rassistische Gesellschaft
Weitere Erkenntnisse aus der Auftaktstudie: 90 Prozent erkennen an, dass es Rassismus in Deutschland gibt. Die Hälfte der Befragten stimmt der Aussage zu, Deutschland sei eine rassistische Gesellschaft.
Auf der anderen Seite ist aber genau ein Drittel der Ansicht, dass Menschen wie Layla Bürk, die auf Rassismus hinweisen, zu empfindlich seien.
Das Monitoring des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung wird in den nächsten Jahren noch detailliertere Erhebungen dazu veröffentlichen.
Der Vortrag
Naika Foroutan hat am 16.6.2022 den Vortrag "Rassistische Realtitäten. Wie setzt sich Deutschland mit Rassismus auseinander?" in Frankfurt an der Oder gehalten. Veranstaltet hatte den Abend das "B/Orders in Motion Center" der Viadrina-Universität. Die Integrationsforscherin und Direktorin des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung, Naika Foroutan, gilt als eine der führenden Expertinnen auf diesem Gebiet.
Layla Bürk arbeitet nach den negativen Erfahrungen wegen ihrer Hautfarbe inzwischen als psychologische Beraterin und unterstützt von Rassismus Betroffene darin, mit ihren negativen Erlebnissen umgehen zu lernen.