InsektenWie wir mit Wespen im Sommer auskommen
Der Sommer biegt auf die Zielgerade ein – und er bringt Wespen mit. Mit den bekannten Folgen für uns Menschen: Die einen brechen in Panik aus und wedeln mit den Armen in der Luft, die anderen mahnen zur Gelassenheit. Klar ist: Wespen sind gekommen, um zu bleiben. Also Zeit für ein kleines How-to-Spätsommer – für Menschen und Insekten.
Wespen riechen Süßes und Proteinhaltiges. Also heißt es für uns Menschen: Grillfleisch und Kuchen abdecken, Essensreste sofort wegräumen, Fallobst im Garten wegschaffen, die Biotonne zumachen und den Komposthaufen abdecken, wenn ihr so was habt. Ablenkungsmanöver haben dagegen wenig Aussicht auf Erfolg. Also keine Weintrauben auf dem Nachbartisch deponieren in der Hoffnung, so eure Ruhe zu haben. Ihr lockt so eher noch mehr Wespen an, die sich über euren Kuchen hermachen.
Geruch oder Gestank ist Wespen egal
Immer wieder ist zu lesen oder zu hören, bestimmte Lebensmittel oder Substanzen könnten Wespen in die Flucht schlagen, weil sie Essig, Zitronen, Knoblauch, Basilikum oder Weihrauch gar nicht riechen könnten. Melanie von Orlow, promovierte Biologin und Expertin für Bienen, Wespen, Hornissen und Co. beim Nabu Berlin, muss uns leider enttäuschen. Geruch oder Gestank sei den Insekten egal. Sie suchten weiter nach Futter. Auch von Kupfermünzen lassen sich Wespen nicht in die Flucht schlagen. Ganz im Gegenteil: Die Tiere bauen ihrer Nester besonders gerne unter Kupferdächern.
Also zu den härteren Geschützen. Angeblich lassen sich Wespen in die Flucht schlagen, wenn ihr Kaffeepulver abfackelt oder glimmen lässt. Aber auch hier rät die Expertin zur Vorsicht: Honigbienen ließen sich sehr gut mit Rauch vertreiben, und auch Wespen stünden nicht auf Qualm. Wirklich vertreiben ließen sie sich aber nicht, wenn sie Aussicht auf Beute auf eurem Kaffeetisch haben. Und wer mit Feuer hantiert, sollte natürlich immer aufpassen, nicht die eigene Bude abzufackeln.
"Wer das Ausräuchern mal versucht hat, wird feststellen, dass er damit nur eine wundervolle Möglichkeit gefunden hat, sein Heim und Hof abzubrennen."
Mittlerweile werde auch Attrappen von Wespennestern angeboten. Das soll mächtig Eindruck machen und Wespen auf der Durchreise klarmachen: Dieses Revier ist besetzt, hier gibt es nichts zu holen. Auch das hat Melanie von Orlow ausprobiert. Das Ergebnis: Die Wespen kamen trotzdem.
Heißt zusammengefasst: Wir müssen einfach damit leben, dass Wespen zum Spätsommer dazugehören. Also zum Menschen-Wespen-Knigge: Was jede und jeder wissen sollte:
- Wespen sind kurzsichtig. Sie wollen ihr Beute fixieren, auch den Kuchen auf unserer Gabel. Deshalb kommen sie so nahe. Also: Keine Panik!
- Es ist sinnvoll, sie ruhig mit einer Zeitung oder Ähnlichem wegzustreichen und nicht herumzufuchteln – das macht die Tiere nur aggressiv.
- Wir sollten lieber darauf verzichten, die Tiere sanft wegzupusten, warnt Melanie von Orlow. Der Hintergrund: Warme, feuchte, kohlendioxidhaltige Luft – das ist genau die Mischung, die in einem Wespenvolk entsteht, wenn es sich gerade sehr aufregt.
Wespen stehen unter Naturschutz
Wer bei Wespen die Nerven verliert und einfach zuschlägt, dem sei gesagt: Wespen stehen unter Naturschutz. Wer sie grundlos ärgert, tötet oder ihre Nester angreift, dem drohen Strafen von 5000 bis 50000 Euro.
Wenn alle Diplomatie zwischen Mensch und Tier gescheitert ist, die Wespe also zugestochen hat, sollten wir am besten zu einem Stichheiler greifen. Das ist ein Stift aus der Apotheke, der die Haut erwärmt und so die Giftproteine rund um den Einstich zerstört. Alternativ könnt ihr auch eine aufgeschnittene Zwiebel auf die Haut reiben. Nach zwei bis drei Tagen sollte das Jucken weg sein. Andernfalls geht besser zum Arzt, es könnte nämlich auch zu unangenehmen bis gefährlichen Entzündungen kommen.
Wer eine Wespe mitisst und wem sie in die Mundschleimhaut sticht, kann zum Kühlen Eiswürfel lutschen. In jedem Fall solltet ihr den Notarzt rufen. Es droht Erstickungsgefahr.