Schlechte InformationenOhren zu und durch
Wenn uns die Realität zu hart erscheint, blenden wir Fakten einfach aus. Beim einen ist das Bankkonto überzogen, bei der nächsten steht vielleicht eine Krebs-Vorsorge-Untersuchung an. Wissenschaftler haben jetzt festgestellt, wie gut wir darin sind, Unangenehmes zu ignorieren.
Menschen legen sich die Realität gerne so zurecht, wie es gerade passt. Erstaunlich ist das Ausmaß. Wissenschaftler von der Uni Pittsburgh haben sich die Mühe gemacht, alle greifbaren Studien zum Thema zusammenzutragen. DRadio-Wissen-Reporter Stephan Beuting hat die ignorierten Informationen aufgespürt.
Informationsverdrängung
Je drängender die Gefahr, je wichtiger es wäre, die Information mitzubekommen, desto größer ist die Tendenz, zu verdrängen: Bankkunden schauen zum Beispiel nicht so oft in ihr Konto, wenn sie im Dispo sind.
"Wir haben eine Flut von Informationen, die auf uns reinprasseln. Und wir haben ein hoch elaboriertes System, das die Flut eindämmt, wir nennen das den kognitiven Geizhals."
Eine Studie aus dem Jahr 2004 hat beobachtet, dass 18 Prozent von 2.200 Menschen - das sind knapp 400 Personen - die einen Aids-Test haben machen lassen, das Ergebnis nicht abgeholt haben. 23 Prozent von ihnen gaben an: aus Angst vor der schlechten Nachricht.
"Wenn ich etwas Schlimmes erwarte, dann schaue ich nicht so oft in meine Post."
Weil schlechte Nachrichten Aufmerksamkeit binden, weil Infos, die nicht zur eigenen Meinung passen ein Umdenken erfordern, knausern wir hier und da ganz gerne. Und in vielen Fällen, sagt der Sozialpsychologe, fahren wir ganz gut damit.