Influencerin Vreni FrostImagewandel auf Social Media
Lange hat sie nicht infrage gestellt, wie sie ihr Geld verdient, sagt Vreni Frost. Vor drei Jahren hat der Schleichwerbeprozess sie wachgerüttelt: Sie finanziert sich wie ein Magazin, durch Anzeigen. Dann wurde sie als reine Werbeplattform abgestempelt. Aber das stimme nicht, sagt Vreni. Sie veröffentliche auch redaktionelle Inhalte.
Vor zehn Jahren hat Vreni Frost mit ihrem Modeblog angefangen. Bei Instagram hat sie heute 50.000 Follower. Wenn sie heute zurückblickt, bezeichnet sie die Entwicklung als "abartig". "Immer die gleichen Filter und Posen. Da ist nicht viel Kreativität dahinter", kritisiert Vreni andere Influencer. Aber das ist das, was deren Follower zu sehen bekommen und irgendwann denken, mit 17 müsse man sich mit der Designertasche am Sandstrand rekeln.
"Die Leute denken: Man muss irgendwie mit 17 sich mit der Designertasche an irgendeinem Sandstrand rekeln. Das ist einfach krank und auch nicht die Realität."
Mit ihren Posts hat Vreni Geld verdient: bis zu 500 Euro pro Werbefoto. Bis sie dann vor drei Jahren im Prozess wegen Schleichwerbung vor Gericht stand. Da hat sie begonnen, die ganze Influencer-Maschinerie zu hinterfragen.
"Ich habe das lange nicht infrage gestellt, dass ich mich finanziere wie ein Magazin – nämlich über Anzeigen. Ich wurde plötzlich abgestempelt als reine Werbeplattform. Das hat mir sehr zugesetzt."
Vor Gericht hat Vreni einen Teilerfolg erzielt: Nicht alles, was Influencer veröffentlichen ist Werbung.
"Influ-Exit" - langsam raus aus Social Media
Seit dem macht sie den "Influ-Exit", wie sie es selbst nennt. Sie präsentiert weiterhin Mode und Lifestyle, lässt sich aber nicht mehr dafür bezahlen. Auch andere Gesellschaftsthemen kommen jetzt in ihren Posts vor. Vor allem hat sie diese Änderung gegenüber ihren Followern öffentlich gemacht.
"Seitdem bin ich viel gelöster. Und vielleicht merken das die Follower auch und es kommen wieder mehr dazu."
Geld verdient Vreni inzwischen durch ihr eigenes Buch, einen Podcast, als Sprecherin und Autorin. Für Vreni funktioniert das: Influencerin sein und andere Jobs zu machen.
Wenn die Insta-Figur nicht mehr passt
Für Nico funktioniert das nicht mehr. Erst hat es bei ihm ganz harmlos mit ein paar Socken angefangen, dann hat er Mode präsentiert, aber auch Biermischgetränke und Spirituosen. Er kommt auf 33.000 Follower. Auch er hat pro Post 500 Euro kassiert. Obwohl er das gar nicht nötig hat - er ist nämlich Geschäftsführer.
"Ich war vorher und bin es auch immer noch: Geschäftsführer eines relativen konservativen mittelständischen Familienunternehmens."
Zwar muss er sich für die Inhalte nicht schämen, sagt Nico, doch die Figur, die er auf Social Media erschaffen hat, hat nichts mehr mit ihm zu tun.
Ich habe letztendlich eine Figur geschaffen, die - wenn ich das kritisch betrachte - für nicht viel mehr steht, als Mode und Lifestyle. Deswegen kann ich mich damit auch nicht so richtig identifizieren."
Weil die Werbeverträge, die Nico geschlossen hat, vorsehen, dass die Postings eine gewisse Zeit online sind, existiert sein Profil noch. Aber er will seinen Kanal so bald wie möglich schließen. Ein privates Profil hat er schon angelegt.
Image bleibt kleben
Bis sich in der Realität das Image verändert hat, dauert es eine Zeit lang, sagt die Expertin für Influencer-Marketing, Kerstin Buddendiek. Egal, ob man radikal mit dem Image bricht oder Schritt für Schritt, bleibt man für die Leute das "Schminkpüppchen" über lange Zeit. Und vielleicht handelt man sich auch noch Ärger ein, weil die Follower über den Imagewechsel sauer sind, vermutet die Expertin.
"Du wirst trotzdem immer noch im Kopf der Leute als Schminkpüppchen für lange Zeit gelten. Es ist schon möglich, das man das ändert, aber es ist ein langer und anstrengender Weg. Die Community, die man sich aufgebaut hat, ist verärgert, wenn sie nicht mehr das bekommt, was sie gewöhnt ist und was sie will."