InfektionenPilzerkrankungen nehmen zu

Forschende schreiben in einer aktuellen Studie, dass die Zahl der Pilzinfektionen weltweit deutlich zunimmt – und dass auch immer mehr Menschen daran sterben.

Bei den Infektionen spielen vor allem bestimmte Schimmmelpilze eine große Rolle – etwa Aspergillus fumigatus oder Aspergillus flavus, die die Lunge infizieren können. Die Pilze gehören zu der Gattung Candida und damit zu den Darmpilzen. Sie sind eigentlich ein natürlicher Teil unseres Verdauungssystems, erklärt Wiebke Lehnhoff von den Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten.

"Viele Menschen tragen den Pilz in sich, ohne dass sie eine Pilzinfektion entwickeln. "
Wiebke Lehnhoff, Deutschlandfunk Nova

Wir können also Pilze in uns tragen, ohne eine Infektion zu entwickeln, sagt Wiebke. Wenn jedoch das Immunsystem geschwächt ist – weil wir etwa bereits durch Corona, eine Grippe oder eine Vorerkrankung angeschlagen sind – dann kann sich so ein Darmpilz aber rasant vermehren und gesundheitliche Probleme verursachen.

Pilzinfektionen enden immer häufiger tödlich

Die neue Studie von Forschende der Universität Manchester zeigt, dass weltweit immer mehr Menschen gesundheitliche Probleme durch Pilzinfektionen haben. In der Folge sterben heute auch häufiger Menschen daran als früher. Die Forschenden haben für die Studie Daten aus 120 Ländern ausgewertet, schreibt Studienautor David W. Denning.

Als Infektionsmediziner und Mykologe leitet er die "Manchester Fungal Infection Group". Laut seiner Studie infizieren sich heute pro Jahr etwa 6,5 Millionen Menschen mit einem krankheitserregenden Pilz. Und rund 3,8 Millionen Menschen sterben an den Folgen. Das sind fast doppelt so viele wie noch im Jahr 2012.

"Im Jahr 2012 sind rund zwei Millionen Menschen an einer Pilzinfektion gestorben – verglichen mit rund 3,8 Millionen Menschen jetzt."
Wiebke Lehnhoff, Deutschlandfunk Nova

David Denning schreibt, dass es für die zunehmenden Todesfälle verschiedene Gründe gibt. Einerseits ist es ein generelles Problem, dass Pilzinfektionen oft unerkannt bleiben oder zu spät diagnostiziert werden. Selbst in Ländern mit einer guten gesundheitlichen Versorgung, gibt es nicht immer Test-Kits für gängige Pilzinfektionen.

Und wenn die Tests gemacht werden, dann kann es immer noch sein, dass sie nicht zuverlässig alle Infektionen erkennen. "Dann werden erkrankte Menschen wegen einer fehlenden oder zu späten Diagnose nicht rechtzeitig behandelt", sagt Wiebke Lehnhoff.

Folgen der Corona-Pandemie

Der Studienautor David Denning sieht auch einen Zusammenhang zwischen gestiegenen Todesfällen durch Pilzinfektionen und der Corona-Pandemie. Mediziner*innen in Indien etwa konnten nach der Corona-Pandemie eine deutlich höhere Anzahl an Infektionen mit dem sogenannten schwarzen Pilz beobachten. Dieser Pilz blockiert die Blutzufuhr von Körperteilen und dort stirbt dann Gewebe ab.

"Offenbar trat das häufig bei Diabetes-Patientinnen und -Patienten auf, die während der Pandemie schlechter überwacht und behandelt wurden. Und auch bei Covid-19-Patientinnen und -Patienten, die mit übermäßig viel Steroiden behandelt wurden", sagt Wiebke. Durch die Behandlung seien die Patient*innen anfälliger für den schwarzen Pilz geworden.

"Auch Infektionen mit den gefährlichen Aspergillus-Schimmelpilzen, die die Lunge befallen, und den Candida-Darmpilzen, sind häufiger aufgetreten bei Menschen, die Corona oder die Grippe hatten."
Wiebke Lehnhoff, Deutschlandfunk Nova

Allgemein gilt: Wenn sich andere Infektionskrankheiten ausbreiten – es reichen schon Erkältungen – dann erleichtert das auch die Ausbreitung von Pilzen.

Was tun gegen Infektionen mit Pilzen?

Da Pilze überall in unserer Umgebung vorkommen – so eben auch auf unserer Haut und im Darm – ist es schwer, Pilzinfektionen komplett zu vermeiden. Es gibt gegen Pilze keine Impfstoffe und nur wenige Medikamente. Und genau wie Bakterien werden auch Pilze zunehmend resistent gegen gängige Wirkstoffe. Laut Studienautor Denning ist es ein großes Problem, dass in der Landwirtschaft zu viele Fungizide eingesetzt werden.

Denning warnt, dass wir Pilze und Infektionen "sehr ernst nehmen" sollten. Und dass es dringend notwendig ist, genau und zeitnah zu diagnostizieren. Nur so können wir Pilzinfektionen dann auch behandeln.