FreizeitIndoor-Spielplatz für Erwachsene
Viele von uns spielen gerne: Kartenspiele, Brettspiele, Computergames. Aber mal auf den Spielplatz gehen und so richtig toben? Damit hören die meisten irgendwann auf – spätestens als Teenager. Wer sich aber nicht zu cool ist, um mal richtig das Kind rauszulassen, der kann das auf Indoor-Spielplätzen für Erwachsene tun.
Unser Reporter Felix Schledde ist wild entschlossen: Er wagt das Experiment und besucht einen Indoor-Spielplatz. Gleich am Eingang erwartet ihn die erste Mutprobe: Eine der Grundregeln des Solinger Indoor-Spielplatzes Tiki Kinderland, auf dem abends auch Erwachsene toben dürfen, lautet: Schuhe ausziehen.
Kaum steht Felix in Socken auf dem Spielgelände, erwartet ihn auch schon der nächste unerwartete Anblick: Keiner der auf den Geräten und im Bällebad Tollenden starrt auf sein Smartphone – das liegt daran, dass die meisten ihre Handys auch am Einlass abgeben.
"Es tut der Seele gut, einfach mal abzuschalten, mal nicht über die erwachsenen Alltagsprobleme nachzudenken."
Toben macht glücklich
Springen auf der Hüpfburg, Balanceakte auf dem Klettergerüst, ausgelassenes Auf und Ab auf der Wippe und wilde Schlachten im Bällebad – die Erwachsenen hier haben rote Wangen, euphorische Gesichter und ein Schweißgeruch hängt in der Luft. Wer sich selbst erlaubt, wild zu toben, wird von seinem Körper in der Regel mit einem Endorphinkick belohnt. Eine ganz einfache Rechnung also: Toben macht glücklich.
Für eine kleine Abkühlung stellen sich die Spielenden an der Bar an, die es hier auch gibt. Die Schlange an der Bar ist die Einzige, die noch etwas länger ist als die an den Trampolinen.
Auf andere achten und sich selbst erleben
Toben bringt nicht nur Spaß, sondern fördert auch das Miteinander und hilft uns, uns selbst zu erleben, sagt der Sozialarbeiter und Spieleentwickler Ralf Brinkhoff. Der Pädagoge ist davon überzeugt, dass das gemeinsame Spiel dazu beiträgt, dass wir besser miteinander kommunizieren und kooperieren. Wenn wir, wie ein Kind, über Tische und Bänke springen, dann lernen wir auch, mehr auf andere zu achten, sagt der Sozialarbeiter. Wir bekommen zum Beispiel mit, ob ein Mitspieler vom Toben müde ist und lassen ihn dann in Ruhe. Das fördert auch die Empathie, sagt Ralf Brinkhoff.
"Ich finde es wichtig, nicht so zu sein wie ein Kind, sondern das eigene Kind in sich wiederzuentdecken. Jedes Kind ist anders. Und jedes Kind spielt und tobt auch nicht so, wie ein anderes Kind es macht."
Sich wie ein Kind zu benehmen, heißt, einfach man selbst zu sein und sich, seinem Bewegungsdrang und der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen, sagt der Sozialarbeiter. Seiner Ansicht nach geht es nicht darum, sich wie ein Kind zu benehmen, weil jedes Kind anders sei. Vielmehr gehe es darum, sich daran zu erinnern, was man selbst als Kind gerne gemacht hat und was man gerne wieder tun würde, wenn man ohne Hemmungen toben und spielen könnte. Indem wir uns darauf besinnen, was wir früher schon gerne getan haben, lernen wir uns auch selbst ein bisschen besser kennen, sagt Ralf Brinkhoff.
"Man muss sich fragen: Wie bin ich denn als Kind gewesen? Oder: Was hab ich gerne gemacht? Und was würde ich denn gerne nochmal machen, wenn ich toben dürfte?"