Experiment mit RoboterfischenAuch Fische haben Persönlichkeit
Auch bei Fischen gibt es verschiedene Typen – manche sind Draufgänger, andere eher Angsthasen. Forschende haben in Experimenten herausgefunden, dass Fische Persönlichkeit besitzen und es in einem Schwarm auch Anführer gibt.
Fische wirken auf Laien nicht unbedingt so, als ob sie eine ausgeprägte Persönlichkeit haben. Aber sie haben durchaus eine, zeigen neuere Studien.
Angsthasen und Draufgänger
2017 haben Forschende der University of Exeter Guppys zu Untersuchungszwecken in ein fremdes Aquarium gesetzt oder sie mit Fressfeinden konfrontiert und dann ihre Reaktionen beobachtet.
Die Forschenden konnten dabei feststellen, dass es auch bei Guppys Angsthasen und Draufgänger gibt, dass die Fische also eine eigene Persönlichkeit haben.
Wie sehr die Persönlichkeit durch Genetik oder Umwelteinflüsse bestimmt wird, haben Forschende der TU Berlin an Amazonen-Kärpflingen untersucht.
Töchterfische sind genetische Kopien ihrer Mütter
Amazonen-Kärpflinge sind kleine Süßwasserfische aus Texas und Mexiko. Diese Fischart wurde für diese Studie ausgewählt, weil bei ihr nur Weibchen existieren, die sich nicht sexuell fortpflanzen.
Das heißt, die entstehenden Töchter sind identische Klone ihrer Mütter. Die Originale und deren genetischen Kopien haben die Forschenden unter verschiedenen Bedingungen beobachtet.
"Eigentlich – so die bisher klassische Lehrmeinung – sollten bei Klonfischen bei identischer Aufzucht keine Verhaltensvariationen auftreten."
Eigentlich, so die bisher klassische Lehrmeinung, sollten bei Klonfischen bei identischer Aufzucht keine Verhaltensvariationen auftreten, da Verhaltensvariationen normalerweise entweder durch genetische Unterschiede oder durch unterschiedliche Umweltbedingungen entstehen, fasst Biologe Mario Ludwig den Stand der Wissenschaft zusammen.
Genetisch identisch, trotzdem unterschiedliches Verhalten
Aber es traten Verhaltensänderungen auf, obwohl die Kärpflinge mit den gleichen Genen ausgestattet waren und auch in der gleichen Umwelt gelebt haben.
Die Forschenden schlossen daraus, dass bei der individuellen Persönlichkeitsentwicklung der Fische viele Gene zusammenspielen müssen und diese Entwicklung daher sehr komplex ist.
Möglicherweise kommt es hier durch Zufall zu verschiedenen Ausprägungen, die sich dann über die Entwicklung des einzelnen Fisches verstärken.
Das Forschungsteam der TU Berlin hat insgesamt fünf sogenannte Persönlichkeits-Achsen bestimmt, auf denen sie die Fische mithilfe verschiedener Experimente auf einer Skala eingeordnet haben:
- Mut und Risikobereitschaft - Reaktion auf gefährliche Situationen
- Aktivität - Aktiv oder zurückhaltend?
- Aggressivität - Angriffsverhalten untereinander
- Neugierde - Reaktion auf unbekannte Objekte in Aquarium
- Sozialität - wie viel Zeit verbringen die Fische mit Artgenossen
"Ein mutiger Fisch ist oft auch neugierig, aktiv und dabei oft aggressiver und weniger sozial"
Mithilfe eines Roboterfisches haben die Forschenden außerdem Informationen über das Schwarmverhalten von Guppys gesammelt.
Dafür wurde ein kleiner ferngesteuerter mechanischer Fisch, der mit der charakteristischen Form und Färbung einem Guppy nachempfunden wurde, in ein Aquarium mit Guppys gesetzt.
Den Roboterfisch haben die Forschenden eingesetzt, um sicherzustellen, dass Impulse für bestimmte Verhaltensweisen nur von den jeweiligen lebendigen Fischen ausgehen.
Schnelle, aktivere Fische nehmen Führungsposition ein
Dabei haben die Forschenden herausgefunden, dass schnell schwimmende, aktivere Fische im Schwarm meistens die Führungsposition einnehmen und damit natürlich auch einen großen Einfluss auf das Schwarmverhalten haben.
*Auf dem Foto ganz oben auf dieser Seite ist eine Ansicht des Aquariums zu sehen, in das ein Roboterfisch zu einer Gruppe von Guppys hinzugefügt wurde. Der Roboterfisch befindet sich ganz rechts im Bild.