Hochstapler-SyndromWenn wir denken, nicht gut genug zu sein
Massive Selbstzweifel können zum sogenannten Hochstapler-Phänomen führen, auch bekannt als Impostor-Syndrom. Jaide kennt das. Sie hat ihre Tricks, damit umzugehen. Was sie richtig macht und wie es zu dem Phänomen kommt, erklärt die Psychotherapeutin Nesibe Özdemir.
Jaide war der Begriff Hochstapler-Syndrom eine Hilfe. Sie hat endlich eine Bezeichnung für diese irrationale Sorge als inkompetent aufzufliegen. Bei ihr ist dieses Gefühl in großen Teamsettings am härtesten, sagt Jaide.
Diese ins Negative verzerrte Wahrnehmung der eigenen Leistung kennt Jaide hauptsächlich aus Arbeitssituationen. Eigentlich möchte sie dann hören: Du hast nichts falsch gemacht. Kommt dieses Feedback nicht, zweifelt sie an sich. Manchmal hat sie dieses Gefühl, gleich durchschaut zu werden, auch während Diskussionen mit Freunden.
"Seit ich weiß, dass es das Hochstapler-Syndrom ist, beziehungsweise dafür einen Namen gibt, habe ich Tools gefunden zu reflektieren."
Jaide nimmt an, dass Frauen im Allgemeinen und People of Color im Besonderen überdurchschnittlich häufig Erfahrungen mit diesem Phänomen machen. Bei ihnen neige das Umfeld eher dazu, die eigene Fehleinschätzung zu spiegeln. Jaide selbst arbeitet in Jobs, in denen man eigentlich studiert haben sollte. Sie hat sich ohne Studium hochgearbeitet, wie sie sagt.
Bewusstsein für eigene Erfolge
Heute feiert Jaide erreichte Ziele und ist sich ihres inneren Mechanismus bewusst. Sie versucht sich ihre Arbeitsergebnisse vor Augen zu führen – das funktioniert auch. Eine vernünftige Reaktion, findet Psychotherapeutin Nesibe Özdemir.
"Es ist wichtig den Fokus auf die eigenen Erfolge zu richten und darauf, was genau man eigentlich selbst dazu beigetragen hat. "
Die Psychotherapeutin beschreibt das Hochstapler-Phänomen als massive Selbstzweifel und ein ständiges Hinterfragen der eigenen Leistung – vor allem in beruflichen Zusammenhängen. Betroffene hätten das Gefühl, unverdient erfolgreich zu sein. Die Leistungen anderer hingegen verzerrten sie häufig ins Positive.
"Bei anderen konzentrieren wir uns auf ihre Glanzmomente. Wir vergleichen die beste Version der anderen mit der schlechtesten Version von uns selbst."
Wenn Erfolge nicht internalisiert werden, also nicht dem eigenen Handeln zugeschrieben werden, könne das Betroffene in einen Teufelskreis führen. Dieser kann dann durchaus in Burnout oder Depression münden. Dann verstünden manche diese Diagnose wieder als Bestätigung für die fehlenden Kompetenzen. Nesibe Özdemir empfiehlt, mit Vertrauten offen über diese Selbstzweifel zu sprechen, schon der Austausch allein könne entlastend sein.
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