Bund stellt Mitfinanzierung einSchluss mit den Impfzentren
Die Finanzierung der regionalen Impfzentren der Länder durch den Bund läuft Ende September aus. Die allermeisten Impfzentren werden deshalb nun geschlossen. Wir klären, was sie bei der Impfkampagne geleistet haben und ob es sinnvoll ist, sie jetzt (schon) dicht zu machen.
Ab dem 1. Oktober kommt aus Berlin kein Geld mehr für die Impfzentren, die sich in den Corona-Monaten seit Start der Impfkampagne in der Wahrnehmung vieler Menschen fast schon zur Normalität entwickelt hatten. Ab und zu bleibt ein Impfzentrum noch offen oder im Stand-by-Modus.
Zeitgleich zu den Schließungen wird ständig darüber geredet, dass noch mehr Menschen sich impfen lassen müssen. Die Impfquote sei noch nicht ausreichend, um ohne Probleme über den Herbst und Winter zu kommen, das hat auch Christian Drosten in seinem Podcast gerade nochmal gesagt. Außerdem soll es ja auch noch die dritten Impfungen geben zur Auffrischung des Schutzes.
Zum Impfen auffordern, Impfzentren schließen
Zum Impfen auffordern und Impfzentren zu schließen, passt aber trotzdem zusammen, sagt die Medizinjournalistin Christina Sartori. Denn im Herbst 2021 herrsche nun eine andere Situation als im Frühjahr und Sommer, wo die Impfzentren noch "absolut notwendig" gewesen seien, weil schnell viele Menschen geimpft werden mussten, um die Pandemie zu bekämpfen.
"Die Impfzentren waren notwendig, als sehr viele Menschen auf einmal geimpft werden mussten, und zwar so schnell wie möglich. Das ist jetzt anders."
Für die Auffrischimpfungen seien keine großen Impfzentren mehr nötig. Eine Auffrischimpfung würden zur Zeit nur Menschen mit geschwächtem Immunsystem, sehr alte Menschen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen benötigen – also sehr viel weniger Menschen als noch vor einigen Monaten. Außerdem seien die genannten Gruppen bereits geschützt vor Covid19, die Auffrischung diene der Verbesserung dieses Schutzes. Aus diesen Gründen bestehe kein Zeitdruck.
Impfung bei Haus- und Betriebsärzt*innen
Die Impfungen, die jetzt noch anstehen, werden vor allem die Hausärzte und auch Betriebsärztinnen erledigen, erklärt Christina Sartori. Für sie macht das auch Sinn. Denn ob und wann man jetzt eine Auffrischungsimpfung braucht oder nicht, könne man oft am besten mit dem eigenen Hausarzt besprechen, der einen gut kennt. Bewohner von Pflege- oder Altenheimen könnten die Auffrischung dementsprechend von ihrer Hausärztin oder ihrem Hausarzt erhalten, der sie regelmäßig im Heim untersucht. Das ist bei älteren Menschen besser, als wenn sie ins Impfzentrum müssten.
Die Ungeimpften
Auch Ende September, Anfang Oktober 2021 sind immer noch viele Menschen gar nicht oder nur einmal geimpft. Die Ungeimpften hätten oft schon gewisse Zweifel an der Impfung, sagt die Medizinjournalistin.
"Wer jetzt noch nicht geimpft ist, der hat ja oft schon gewisse Zweifel an der Impfung."
Wenn sich Personen aus dieser Gruppe jetzt doch impfen lassen möchten, braucht es dafür aber keine Impfzentren mehr. Auch bei diesen Menschen sei es wegen ihrer Zweifel eine gute Idee, mit der Hausärztin oder dem Hausarzt sprechen, dem sie vertrauen. Und wer aus Zeitgründen noch nicht geimpft ist oder sich jetzt sicher ist, der könne das auch beim Betriebsarzt machen lassen – eventuell gleich zusammen mit der Grippeschutzimpfung.
"Impfzentren waren wichtig"
Rückblickend betrachtet seien die Impfzentren sehr wichtig gewesen, sagt Christina Sartori. Ohne sie hätte es viel länger gedauert, bis in Deutschland fast zwei Drittel der Erwachsenen vollständig geimpft sind. Und das hätte nicht nur mehr Kranke und Tote bedeutet, sondern auch noch länger härtere Maßnahmen. Und auch mehr Unzufriedenheit bei den Menschen: Die Diskussionen darüber, ob es fair ist, bestimmte Personen- und Berufsgruppen bei der Impfung zu priorisieren, waren lang und füllten so manche Talkshow.
"Die meisten wollten so schnell wie möglich geimpft werden – das ging nur durch die Impfzentren."
Die meisten Menschen wollten ihre Impfung möglichst schnell. Dafür waren die Impfzentren gut, sagt Christina Sartori. Gerade als dann ganze Berufsgruppen an der Reihe waren, sich impfen lassen zu können, hätten das die Hausärzte allein damals gar nicht geschafft, so die Journalistin.