Impfverzicht bei Jüngeren?Medizinethikerin: "Impfangebote annehmen"
Sollten wir uns als junger, gesunder Mensch um einen Impftermin bemühen? Oder lassen wir lieber Menschen vor, die eine Impfung dringender benötigen? Beide Perspektiven sind nachvollziehbar, sagt die Medizinethikerin Alena Buyx.
Alena Buyx ist Medizinethikerin und Vorsitzende des Deutschen Ethikrates. Sie hofft, dass sich junge und gesunde Menschen nicht lange mit der Frage nach Verzicht oder Inanspruchnahme einer Impfung beschäftigen müssen. Sollte so viel Impfstoff kommen wie angekündigt und auch noch die Betriebsärzte impfen, dann werde sich das Impftempo noch einmal deutlich erhöhen, sagt die Medizinerin.
Impfung ja oder nein? Eine persönliche Entscheidung
Das Risiko einer Corona-Erkrankung in der Gruppe der jungen Menschen ist insgesamt niedrig. Ob wir uns vorsorglich dennoch um einen Impftermin kümmern sollten oder nicht, sei eine individuelle Entscheidung. Die hänge zum Beispiel davon ab, ob und wie viel Kontakt wir mit Menschen aus einer Risikogruppe hätten, sagt Alena Buyx.
Wer mit der Entscheidung hadere, weil andere Menschen eine Impfung dringender benötigen: Die Impfung von Menschen aus Risikogruppen sollte mit der Priorisierung erreicht worden sein, sagt die Medizinethikerin. Aus ethischer Sicht dürften wir dann auch an uns selbst denken. Schließlich gehe es bei der Impfung auch nicht um Kleinigkeiten, sondern um den Schutz auch von jüngeren Menschen vor einer Corona-Infektion.
"Wenn alle mit besonderen erhöhten Risiken ein Angebot gehabt haben, dann darf man an sich selbst denken aus ethischer Perspektive."
Alena Buyx rät bei der Entscheidung auch auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Was richtig oder falsch sei – eine klare Antwort gebe es hier nicht. Verschiedene Perspektiven seien nachvollziehbar. Bei den Impfungen gehe es aber auch um ein schnelles Vorankommen, darum warne sie vor einer falschen Zurückhaltung. Wenn die Hausärztin oder der Betriebsarzt eine Impfung anbiete, dann sollten wir die auch in Anspruch nehmen.
"Man muss aufpassen, dass man da nicht so eine Art falsche Zurückhaltung walten lässt. Letztlich geht es jetzt darum, flott voranzukommen. Und wenn mir jemand eine Impfung anbietet, dann sollte ich die nehmen."