Im MinusWas Geld leihen mit unseren Beziehungen macht
Anna hat Geld verliehen und eine Freundschaft verloren. Luni hat Schulden bei ihren Eltern – Selbstbudgetierung mit Bargeld hilft ihr. Für Lena Kronenbürger fängt die Freundschaft bei Geld erst an.
Erst hat Anna ihrer Freundin 300 Euro geliehen – das war vor zwei Jahren. Die Posts aus deren Urlaub hat sie noch gesehen, von ihrer Freundin allerdings nichts mehr gehört. "Sie ist mir aus dem Weg gegangen und dann habe ich gesagt: Dann hast du mich - so gesehen - für 300 Euro verkauft", beschreibt Anna heute das Ende dieser Freundschaft.
"Bei Freunden würde ich halt immer hinterfragen: Wofür brauchst du es denn? Ganz wichtig: Wann bekomme ich es wieder?"
Als Auszubildende hatte Anna zum damaligen Zeitpunkt nicht viel Geld und hat sich selbst einen Teil der 300,- Euro aus ihrer Familie leihen müssen.
Höhe der Schulden aufschreiben
Anna kann sich auch heute noch vorstellen, Geld zu verleihen – sogar an Freunde. Sie würde allerdings auch den Betrag schriftlich festhalten und wann es zurückgegeben sein soll.
"Tatsächlich haben wir das nicht so gut aufgeschrieben, wenn meine Eltern Geld geschickt haben."
Luni hat ein anderes Problem. Sie schuldet ihren Eltern fast 4000 Euro. Die Summe hat sich während ihrer Ausbildungszeit angehäuft.
Ihre Eltern haben die Miete bezahlt und ihr monatlich 400 Euro für weitere Ausgaben gegeben.
Undokumentierte Schulden als Problem
Es war vereinbart, dass Luni alles darüber hinaus zurückzahlen wird. Dazu gehörte zum Beispiel ein Tattoo-Termin. Schließlich die genaue Summe zu kennen, hat Luni als erleichternd empfunden. Mit dem Kassensturz und einer Tik-Tok-Challenge ist eigentlich die Lösung näher gerückt, findet sie.
"Es ist für mich nicht mehr so ein Riesenberg, den ich irgendwie nicht richtig greifen kann."
Nun hat Luni zwei kleine Jobs – also ziemlich sichere Einnahmen - und versucht, sparsam zu leben. Dabei hilft ihr die Aufteilung ihres Bargeldbudgets in Briefumschlägen, nach Ausgabegruppen sortiert. Sie versucht zu erreichen, dass Geld in ihrem Kopf nicht gleich Panik auslöst.
Geld und Emotionen
Geld – und insbesondere geliehenes und verliehenes – ist grundsätzlich mit Emotionen verbunden, sagt Lena Kronenbürger. Problematisch sei es, wenn in Freundschaften und Beziehungen nicht über dieses Geld und diese Gefühle gesprochen werde.
"Plötzlich braucht man Geld, weil man in dieser prekären Situation ist. Da verändern sich die Machtverhältnisse. Das Problem ist, nicht über diese Gefühle zu sprechen."
Lena Kronenbürger hostet gemeinsam mit Ingo Schröder den Podcast "How I met your money". Geliehene Summen schriftlich zu dokumentieren, findet sie richtig.
Drei Beobachtungen sind ihr im Zusammenhang mit Geld besonders wichtig:
- Geld macht etwas mit der Beziehung, mit der Freundschaft.
- Geld ist nicht neutral, daran haften Gefühle.
- Geld hat eine individuell bestimmbare Bedeutung – dafür brauchen wir ein Bewusstsein.