ArtenschutzIllegaler Pflanzenhandel: eine Gefahr für die Natur
Fleischfressende Pflanzen und wilde Kakteen gehören zu den meistgeschmuggelten Pflanzen. Der Raub an der Natur ist nicht nur illegal, sondern hat auch Folgen für das umliegende Ökosystem, warnt Cornelia Lühne, Leiterin der Botanischen Gärten der Universität Bonn.
Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz der globalisierten Welt zu sein: Wenn wir in der westlichen Welt anfangen, für Natur und Naturprodukte Geld auszugeben, wittern andere dahinter eine Geschäftsidee und verkaufen, was geht. Bezogen auf den Pflanzenhandel bedeute das: In europäischen Blumentöpfen wachsen nicht nur gezüchtete Pflanzen, sondern auch solche, die illegal beschafft worden sind.
Wo eine Nachfrage ist, entsteht auch ein Markt
Das gilt vor allem für Pflanzen, die als exklusiv und außergewöhnlich gelten, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Schütz. Das ist etwa der Fall, wenn die Blätter eine besondere Form oder Farbe haben - oder die Pflanzen generell selten sind.
"Karnivoren, also fleischfressende Pflanzen und Sukkulenten, das sind kleine Pflanzen mit dicken Blättern, sind derzeit extrem beliebt."
Besondere Pflanzen brauchen normalerweise besondere Pflege
Ein Beispiel dafür sind Kakteen. Normalerweise müssen sie extrem langsam wachsen und jahrzehntelang von Züchtern betreut werden, damit sie eine stattliche Größe erreichen, erklärt Martin Schütz. Deswegen sind Kakteen, die seit Jahren in der Natur gewachsen sind, so interessant. Sie können schnell in den USA oder Mittelamerika ausgegraben und per Luftfracht nach Europa geschickt werden. Das Ganze ist aber illegal.
"Bei der Suche nach seltenen Kakteen wird sehr empfindliche und lang wachsende Vegetation zerstört. Die Diebe rollen zum Beispiel mit dem Auto über die Kakteen, um sie leichter abzutransportieren."
Das Problematische daran sei nicht, dass eine bestimmte Pflanze oder Blume gesammelt werde, sondern dass bei der Suche nach seltenen Pflanzen das gesamte umliegende Ökosystem zerstört werde, erklärt Cornelia Löhne, Leiterin der Botanischen Gärten der Uni Bonn. "In Südostasien, wo viele seltene Orchideen herkommen, klettert niemand auf einen Baum, um eine Blume zu finden", sagt Cornelia Löhne. Vielmehr werde der gesamte Baum gefällt, um dann zu gucken, was an ihm möglicherweise für Orchideen wachsen.
Pflanzenkäufe im regulären Handel seien unproblematisch
Wer seine Pflanzen im Baumarkt oder in einer Gärtnerei kauft, müsse sich aber keine Sorgen über die Herkunft der Pflanzen machen, sagt Cornelia Löhne. Schwieriger werde es bei Züchtern, die sich auf tropische Orchideen spezialisiert haben. Da gebe es zwar verlässliche und legale Quellen, wenn aber Pflanzen als Wildform oder Rarität beworben werden, sollte man vorsichtig sein.
"Sobald der Verdacht besteht, dass die Pflanze illegal aus der Natur entnommen wurde, sollte man den Verkäufer nach Papieren fragen."
Auch in den Alpen wird unerlaubterweise gepflückt
Übrigens müssen illegal gezogene Pflanzen nicht unbedingt aus Übersee stammen. Auch in den Alpen werde zum Beispiel das geschützte Edelweiß ausgegraben, sagt der Deutsche Alpenverein. Allerdings seien die Pflanzen in der Regel nicht zum Verkauf bestimmt, sondern würden von Touristen als Souvenir mitgenommen. Verboten ist das trotzdem.