Autorin Ilka Brühl"Es hat lange gedauert, bis ich sagen konnte: Ich finde mich hübsch"
Ilka Brühl sieht "anders" aus. Die 29-Jährige ist mit einer Nasen-Lippenspalte zur Welt gekommen - das heißt, ein Teil ihres Gesichts war nicht richtig zusammengewachsen. Als Kind und Jugendliche hat sich Ilka deshalb oft zurückgezogen. Heute kann sich Ilka lieben wie sie ist. Sie will anderen Menschen Mut machen und setzt sich für eine neue Definition von Schönheit ein.
Als Kind hat Ilka Brühl auf Fotos absichtlich Grimassen geschnitten - damit ihre Eltern gar nicht erst auf die Idee kamen, Bilder von ihr aufzuhängen. "Das war meine Vermeidungsstrategie", sagt sie. "Wenn ich so blöd auf Fotos gucke, dass meine Mama sich das nicht aufhängt, dann muss ich das auch nicht sehen."
Ilka fand sich als Kind nicht schön und hatte Angst davor, Fotos von sich zu sehen. Heute ist Ilka 29 Jahre alt und lebt in Braunschweig. Dort arbeitet sie als freie Autorin und Illustratorin - und modelt regelmäßig. Und sie postet viele Fotos auf ihrem Instagram-Account.
Der Weg vom Grimassen-schneidenden Kind, das sich selbst nicht
mochte, zur erwachsenen Frau, die sich selbst akzeptiert und lieben kann
war ein ziemlich langer.
"Irgendwann hat man einfach das Gefühl, dass man irgendwie anders ist als andere Menschen, dass man komisch ist."
Auch wenn Ilka verletzende Kommentare wegen ihres Äußeren bekommen hat, sieht sie sich selbst nicht als Mobbing-Opfer. "Davon war ich sowas von weit entfernt", sagt sie. "Ich habe es mir einfach selbst unglaublich schwer gemacht."
Auch die Tatsache, dass sie niemand anderen mit einer Nasen-Lippenspalte kannte und dass sie sich zum Beispiel im Fernsehen oder in Magazinen überhaupt nicht repräsentiert sah, hat zu Selbstzweifeln geführt.
"Mich finde ich da gar nicht. Ich finde mich in keinem Fernsehformat, ich finde mich auf keinem Hochglanzmagazin - dann muss ich ja irgendwie falsch sein."
Mit Anfang 20 setzt bei Ilka schließlich ein Umdenken ein. Dazu trägt vor allem ein Fotoshooting mit ihrer Lieblingsfotografin Ines Rehberger bei. Als Ilka die professionellen Fotos von sich sieht und nur positives Feedback bekommt, kann sie sich das erste Mal auch irgendwie schön finden. Es folgt ein langer Prozess, in dem sie lernt, zu sich selbst zu stehen. "Es hat schon auch lange gedauert, bis ich sagen konnte: Jetzt finde ich mich doch eigentlich hübsch".
"Es hat mir am Anfang so unglaublich geholfen, zu sehen, dass andere Menschen auch nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen, sich voll annehmen wie sie sind."
Heute setzt sich Ilka auf Instagram und mit ihrem Podcast dafür ein, Schönheit als Vielfalt wahrzunehmen. Und sie möchte anderen Menschen Mut machen. "Weil es oft nicht viel braucht, damit man massiv an sich zweifelt."
Über ihren Lebensweg hat Ilka ein Buch geschrieben. Es heißt: "Anders schön: Wie ich lernte, mich selbst zu lieben." Wie es zu dieser Wandlung kam und warum sie ihren Pickeln mittlerweile einfach Namen gibt, darüber spricht Ilka im Deep Talk mit Deutschlandfunk-Nova-Moderatorin Rahel Klein.