IdealvorstellungMehr Leichtigkeit, indem wir unseren inneren Kritiker bändigen
Erwartungen von anderen oder auch von uns selbst können uns unter großen Druck setzen. Manche glauben mitunter sogar versagt zu haben, weil sie ihrem eigenen Idealbild nicht entsprechen. Es gibt Tricks, wie wir besser mit unserem inneren Kritiker umgehen und mehr Leichtigkeit in unser Leben bringen können.
Manchmal sind wir sehr unzufrieden mit uns selbst. Das kann daran liegen, dass sich unser sogenanntes Real-Selbst, also wie wir tatsächlich sind, stark von unserem Ideal-Selbst unterscheidet, sagt die Psychologin Amanda Nentwig-Utzig. Unsere Unzufriedenheit äußert sich dann womöglich dadurch, dass unser sogenannter innerer Kritiker permanent nörgelt und immer etwas auszusetzen hat.
Wer da Kritik übt, sind wir selbst. Und damit erhöhen wir den Druck, den wir womöglich eh schon verspüren. Denn wir müssen nicht nur die Aufgaben bewältigen, sondern setzen uns zugleich noch einer harschen Selbstkritik aus.
"An der Stelle kann man in die eigene Biografie schauen, um zu sehen, woher diese Strenge kommt. Irgendwo in unserem Leben haben wir uns die Strenge angeeignet, den sogenannten inneren Kritiker, der uns sagt, dass wir besser sein müssen."
Sich selbst in eine erhöhte Vogelperspektive zu begeben, kann uns dabei helfen, solche Mechanismen zu erkennen, sagt die Psychologin Amanda Nentwig-Utzig. Denn oft sind wir uns dessen gar nicht unbedingt bewusst, weil solche erlernten Verhaltensweisen oft automatisch ablaufen und zu unserem Alltag dazugehören. Deswegen kann es im ersten Moment auch schmerzhaft sein, festzustellen, dass eine Diskrepanz zwischen dem, wie wir sein wollen und dem, wie wir tatsächlich sind, besteht.
Man kann auf verschiedenen Arten am eigenen Selbstwert arbeiten
Auch dem Popstar Shawn Mendes scheint es in den letzten Monaten so ergangen zu sein. Zumindest spricht er inzwischen offen darüber in einem Gespräch mit John Mayer für das Interview-Magazin, weshalb er 2022 nach nur sieben Auftritten seine Welttournee abgesagt hatte.
Die Psychologin Amanda Nentwig-Utzig geht aber davon aus, dass es nicht von heute auf morgen funktioniert, den eigenen inneren Kritiker unter Kontrolle zu bringen. Auch bei Shawn Mendes soll eine Therapie und der humorvollere Umgang mit sich selbst, die Wende gebracht haben, die es ihm inzwischen erlaubt, wieder aufzutreten.
"Man merkt, wenn man Shawn Mendes zuhört, dass es doch ein bisschen tiefer gegangen ist und dass da auch ein längerer Prozess dahinter gestanden hat."
Ob wir stark dazu neigen, uns selbst zu kritisieren oder ob es uns leicht fällt, locker mit uns selbst umzugehen, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, sagt die Psychologin. Zum einen können manche Tendenzen angeboren sein, weil wir vielleicht besonders sensibel oder empathisch sind. Aber auch biografische Erfahrungen damit, wie streng zum Beispiel unsere Eltern oder Lehrende mit uns umgegangen sind, kann eine wichtige Rolle spielen, sagt Amanda Nentwig-Utzig.
"Leichtigkeit ist nicht etwas, was man sofort erreicht."
Sich vorzunehmen, den eigenen inneren Kritiker zu hinterfragen und die eigenen Automatismen mal aus der Vogelperspektive zu betrachten, hält die Psychologin für die allermeisten Menschen für sehr gewinnbringend. Die gewünschte Leichtigkeit stellt sich höchstwahrscheinlich nicht sofort ein. Aber Amanda Nentwig-Utzig empfiehlt jedem sich auf solch einen Prozess einzulassen.