GassigehenHundehaufen: Mit DNA-Tests für Straßen ohne Kacke
Damit Hundehaufen im Müll anstatt auf der Straße landen, gibt es in manchen Städten DNA-Tests. Über den Kot der Tiere sollen die Halter gefunden werden.
Hundehaufen auf Gehwegen, Wiesen oder in Hauseingängen nerven manche Städte und deren Einwohner*innen so sehr, dass sie kreativ werden. In der spanischen Kleinstadt Brunete haben sich Anwohner*innen zusammen getan und sich zu freiwilligen Patrouillen verabredet.
Wenn Hundehalter*innen den Haufen ihres Tieres auf der Straße liegen gelassen haben, hat die Patrouillen-Gruppe ihnen den Kot per Post nach Hause geschickt. Dafür haben die Freiwilligen die Halter*innen vorher in ein Gespräch verwickelt, damit sie über das Haustierregister ihre Adresse herausfinden konnten.
Hundehalter per Kackhaufen identifizieren
Andere Städte machen die Kackhaufen zum offiziellen Geschäft und setzen auf DNA-Proben. Die Provinz Bozen in Südtirol zum Beispiel und auch andere Kommunen in Italien, Spanien, Israel, Irland haben dieses Verfahren schon eingeführt. In Deutschland prüft die Gemeinde Weilerswist in Nordrhein-Westfalen zurzeit ebenfalls die Technologie mit den DNA-Proben. Hier steht bisher noch aus, inwiefern das Verfahren mit dem Datenschutz vereinbar ist.
"Die DNA-Register sind momentan anscheinend in Mode."
Datenbank mit Hunde-DNA
Damit die Vorgehensweise über den DNA-Test auch effektiv ist, müssen die Städte nämlich erst mal eine Datenbank aufbauen. Darin sollen möglichst alle Hunde registriert sein mit ihrem genetischen Fingerabdruck. So lassen sich die Kotproben, die von den Haufen auf der Straße entnommen werden, zum jeweiligen Hund und den Halter*innen zuordnen.
Für die DNA-Analyse braucht es nur eine kleine Kotprobe. Die enthält Zellen von der Innenwand des Darms inklusive des genetischen Materials. Das lässt sich vervielfältigen und mit der Datenbank abgleichen.
Die Halter*innen erhalten dann im nächsten Schritt einen Bußgeldbescheid per Post. In Bozen müssen sie zusätzlich zu der Strafe auch für die Laborkosten des DNA-Tests aufkommen. Alleine für die Laborkosten fallen dort 55 Euro an. Wie hoch das Bußgeld ist, dürfen die Gemeinden in Südtirol selbst festlegen.
Wie beim FBI nur mit Hundehaufen
Dass das DNA-Verfahren über eine Kotprobe anstelle einer Blut- oder Haarprobe funktioniert, ist unter bestimmten Voraussetzungen sicher. Ein Unternehmen aus den USA hat sich auf das DNA-Verfahren mit den Hundehaufen spezialisiert. Die Firma analysiert nach eigenen Angaben 23 verschiedene DNA-Abschnitte. Das ist mehr als das FBI, also der Inlandsgeheimdienst der USA, verwendet, um Verdächtige zu überführen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sophie Stigler. Laut des Unternehmens liegt die Wahrscheinlichkeit, dass durch den Test Hunde verwechselt werden bei eins zu mehreren Hundert Billionen.
Am sichersten ist das Verfahren, je frischer der Hundehaufen ist. Denn in dem Kot passiert viel: Bakterien und Enzyme zersetzen das Material und zerstören dabei schrittweise das Erbgut. Das ist auch der Grund, warum die Testunternehmen so viele DNA-Abschnitte untersuchen.
Kein Match zum Kackhaufen
Es kann auch sein, dass in der Analyse mehrere DNA-Profile gefunden werden. Das kann vorkommen, wenn der Hundehaufen an einer Stelle liegt, die auch viele andere Hunde als Toilette benutzen. In so einem Fall ist die Probe dann unbrauchbar.
Manchmal kommt es auch zu keinem Match in der Datenbank, weil der Kot zu keinem der dort registrierten Hunde passt. In touristischen Gegenden wie Bozen kommt das zum Beispiel vor, wenn Besucher*innen ihre Tiere mitbringen. Die Kosten für den Test bleiben dann bei der Gemeinde liegen.
"Wenn man möglichst alle Hunde registriert hat, kann man anfangen, die Haufen zu testen."
Bozen als Vorbild für Hundehaufen-Analyse
Für die Menschen, die dort wohnen, gilt eine andere Regelung: Alle neuen Hundehalter*innen müssen ihr Tier per Wangenabstrich oder Bluttest in der Datenbank aufnehmen. Laut dem Landesveterinärdirektor der Provinz Bozen sind bisher nur rund 2.000 Hunde registriert.
Ab 2024 ist das allerdings Pflicht für alle: Dann soll das genetische Erbgut der 40.000 Hunde der Stadt in der Datenbank auffindbar sein. "Der Erfolg hängt also von mehreren Dingen ab: Wie viele Hunde sind in Datenbank registriert? Und wie viele Hunde von außerhalb sind im Gebiet unterwegs?", erklärt Sophie Stigler.
Außerdem braucht es für die Entnahme der Proben ausreichend Mitarbeiter*innen. Sie sind notwendig, damit das verhängte Bußgeld auch gerichtsfest ist. Zudem braucht es geschultes Personal, das weiß, wie es die Probe entnehmen muss, damit sie brauchbar ist.