Texte in FrauenzeitschriftenWenn im Horoskop häusliche Gewalt verharmlost wird
Egal ob wir daran glauben oder nicht, viele lesen sich ein Horoskop in der Zeitschrift durch. Ist ja meistens lustig was da steht. Weniger lustig wird es aber, wenn darin häusliche Gewalt prophezeit wird, und es dann heißt "vielleicht musste das auch mal sein." So geschehen in der Zeitschrift Tina, die sich inzwischen dafür entschuldigt hat. Die Empörung im Netz flaut dadurch trotzdem nicht ab.
Dieser Text in der Frauenzeitschrift Tina bekam große Aufmerksamkeit im Netz: "Ihr Partner wird Sie in diesem Monat nicht mit Samthandschuhen anfassen, blaue Flecken und Prellungen sind programmiert. Aber vielleicht musste das auch mal sein, denn nach dem großen Knall scheint sich alles wieder einzurenken."
Der Text war so in dem Sonderheft "Astro Tina" vom 13. November zu lesen. Eine Leserin hat diesen Text jetzt bei Twitter öffentlich gemacht und damit einen Sturm der Kritik ausgelöst.
"Wie viel Normalisierung von häuslicher Gewalt geht eigentlich?"
User und Userinnen entsetzt über Verharmlosung häuslicher Gewalt
Viele User und Userinnen waren sauer und schrieben das auch in den Kommentaren:
- "Unfassbar! Geht überhaupt gar nicht!"
- "Das zeigt ja eher, dass häusliche Gewalt immer noch als "Kavaliersdelikt" gesehen wird, sonst würde man das nicht so flapsig in ein (dämliches) Horoskop schreiben."
- "Die 50er haben angerufen - sie hätten gerne ihr konservatives Weltbild zurück."
Tina-Redaktion entschuldigt sich bei Twitter
Die zuständige Redaktion hat sich inzwischen geäußert und sich entschuldigt. "Wir haben bei der Texterstellung einen fundamentalen Formulierungsfehler gemacht, den wir zudem beim Gegenchecken übersehen haben. [...] Wir bitten vielmals um Entschuldigung, denn Tina steht für starke und selbstbestimmte Frauen."
Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs hat mit Anna Störmer von der Bauer Media Group gesprochen, die die Zeitschrift Tina herausgibt. Die normale Tina hat eine Auflage von 320.000 Exemplaren – das Horoskop-Sonderheft eine Auflage von 80.000. Wie es heißt, stünden jetzt Gespräche mit dem Autoren oder der Autorin des Textes an. Genauer wollte man sich bei der Bauer Media Group aber nicht äußern.
Entschuldigung nicht angenommen
Ohnehin ist fragwürdig, ob der Entschuldigungstext mit dem "Sorry" so ausreicht. Die Community bei Twitter zumindest ist nicht befriedet und auch Grit Eggerichs findet, dass die Entschuldigung inhaltlich an der eigentlichen Kritik vorbei geht.
"Das ist am Problem vorbei entschuldigt. Denn es ging ja darum, dass häusliche Gewalt als normal und okay dargestellt wurde und nicht darum, ob Frauen stark oder schwach sind."
Die Entschuldigung wurde außerdem nur bei Twitter im Thread veröffentlicht – nicht auf der Webseite des Unternehmens.