Chinesischer NationalfeiertagKeine Feierlaune in Hongkong

Vor 20 Jahren wurde aus der britischen Kronkolonie Hongkong die chinesische Sonderverwaltungszone, wo weitestgehend Presse- und Meinungsfreiheit gilt - noch. Festland-China macht mehr und mehr seinen Einfluss geltend.

Den Hongkong-Chinesen ist am Jahrestag nicht zum Feiern zumute. Am 1. Juli 1997 wurde ihnen garantiert: "Ein Land, zwei Systeme". Doch seit einigen Jahren werden diese Sonderrechte mehr und mehr eingeschränkt. Zuletzt kam es 2014 zu einer großen Protestwelle - bekannt unter dem Namen "Regenschirm-Revolution" oder Umbrella Movement.

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Doch am heutigen Nationalfeiertag kamen nicht mehr so viele wie damals, um zu demonstrieren. Korrespondent Stefan Wurzel schätzt, dass es ein paar Tausend waren. Nichts im Vergleich zu den Zehntausenden die vor drei Jahren wochenlang auf die Straße gingen.

Chinesischer Einfluss wird immer stärker

Festland-China bestimmt durch Gelder und Einfluss, welche Filme in den Kinos laufen, welche Ausstellungen in den Museen gezeigt werden, welche Medienkonzerne das Sagen haben und so werden kritische Inhalte und Berichte zurückgedrängt.

"Seit 20 Jahren wir den Menschen in Hongkong versprochen, dass sie irgendwann richtige Demokratie haben werden. Da kommt aber nichts, und das ärgert sehr viele Menschen."
Steffen Wurzel, China-Korrespondent

Es gäbe aber auch viele Menschen, die mit der Einflussnahme aus China zufrieden sind, sagt Steffen. Das seien vor allem ältere Leute, die Stabilität und Frieden wollen. Aber gerade die jungen Menschen ärgern sich sehr über die Einflussnahme Festland-Chinas.

Britisch an Hongkong ist beispielsweise:

  • Der Linksverkehr
  • Der Hongkong-Dollar
  • Britisch beeinflusste Zivilgesellschaft

Dieser britische Einfluss zeigt sich bei den Hongkong-Chinesen, ungefähr 7,5 Millionen, daran, dass sie sich für einander interessieren und sich umeinander kümmern und Themen politisch diskutieren. Ihnen steht eine Bevölkerung von 1,3 Milliarden ziemlich unpolitischer Festland-Chinesen gegenüber.

"Carrie Lam muss es jetzt schaffen die politischen Gräben zu überwinden. Viele Leute sind da sehr skeptisch."
Steffen Wurzel, China-Korrespondent

Die Chefin der Sonderverwaltungszone, Carrie Lam, wird von den Hongkong-Chinesen kritisch beobachtet. Sie wurde von einem Wahlkomitee bestimmt, bei dem die Machthaber vom chinesischen Festland die Finger mit ihm Spiel hatten. "Sie ist in der Zwickmühle", sagt Steffen. Einerseits wird ihre Agenda vom Festland vorgegeben, andererseits muss sie sich Rückhalt in der Bevölkerung erarbeiten.

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