BiomedizinImmer schneller, höher, weiter?
Wir alle wünschen uns ein gutes Leben. Und der Fortschritt hilft uns dabei. Aber Vorsicht! Nicht alles, was auf den ersten Blick fortschrittlich und gut erscheint, ist es auch bei näherer Betrachtung.
"Was heißt 'Gesundheit' eigentlich?"
Beispiel Biomedizin: Natürlich ist es gut wenn Forscher herausfinden, welche Ursachen bestimmte Krankheiten haben, so dass wir sie heilen, lindern oder vielleicht sogar verhindern können. Aber der Fortschritt in diesem Bereich führt auch dazu, dass sich die Wahrnehmung dessen was Krankheit und was Gesundheit ist, verschiebt. Und das wirft Fragen auf, der wir uns als Gesellschaft stellen müssen.
"Wie wächst die Bedeutung der Medizin für unsere Vorstellung davon, was menschliches Leben ist und eben auch was gutes menschliches Leben ist oder sein kann?"
Damit verschiebt sich auch die gesellschaftliche Vorstellung dessen, was gutes Leben ist, so der Medizinethiker Daniel Strech von der Medizinischen Hochschule Hannover. Zustände, die früher als normal akzeptiert waren, weil wir sie schlicht nicht beeinflussen konnten, werden mittlerweile als Defizite wahrgenommen und behandelt, stellt auch der Bioethiker Mark Schweda, Universitätsmedizin Göttingen, fest.
"Geburt, Schwangerschaft, ADHS, Pubertät, Vergesslichkeit und Sterben sind alles Vorgänge, die medikalisiert wurden."
Diese Entwicklungen haben Vor- aber auch Nachteile, die diskutiert werden müssen. Könnte das Altern etwa womöglich sogar eine Bedingung für ein gutes Leben sein, gibt Mark Schweda zu bedenken. Was bedeutet das Mehr an Möglichkeiten für die Verteilung von Ressourcen im Gesundheitssystem? Das sind zwei unter vielen Fragen, die der biomedizinische Fortschritt mit sich bringt. Darüber hinaus wecken neue Möglichkeiten auch neue Begehrlichkeiten ganz jenseits von Heilung und Vorbeugung. Warum sollten wir nicht bereits Gutes noch weiter verbessern? Und sollte es für ein solches Enhancement Grenzen geben?
"Wann und warum sollten wir es denn gut finden, wenn wir den Verfügungsspielraum über den eigenen Körper einschränken?"
Fragen über Fragen, denen sich die zwei Ethiker im Rahmen der Konferenz "Technologischer Fortschritt und gutes Leben" gewidmet haben, die am 19. und 20. November vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen, KWI veranstaltet wurde. "Sind wir gut genug? Medizin und Biotechnologie zwischen Heilung und Selbstoptimierung" hieß das Panel, in dessen Rahmen Mark Schweda seinen Vortrag "Biomedizin und Ethik" und Daniel Strech seinen Vortrag "Pro-Aging oder Anti-Aging? Altern und gutes Leben zwischen Rehabilitation, Prävention und Enhancement" gehalten haben.
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