PapstwahlHinter verschlossenen Türen
Kaum ein Mächtiger wird so geheimnisvoll ins Amt gewählt wie der Papst im Vatikan. Die Kardinäle, die sich nach meist vielen Wahlgängen für einen Kandidaten entscheiden, schotten sich in der Sixtinischen Kapelle total von der Außenwelt ab.
Das erste dieser Konklaven im italienischen Viterbo 1268 stand unter drastischen Bedingungen: Die Kardinäle wurden damals in Beugehaft genommen. Und als sie sich wieder und wieder nicht auf einen neuen Papst einigen konnten, entzogen ihnen die Stadtväter die Einkünfte. Als auch das nicht reichte, gab es nur noch Brot und Wasser. Dennoch hat sich bei diesem drei Jahre dauernden Prozedere gezeigt, dass die Abschottung der Wähler von großem Vorteil ist.
Johannes Paul II. hat wegen des technologischen Zeitalters in seiner apostolischen Konstitution vom 22. Februar 1996 entschieden, dass alle möglichen Abwehrmaßnahmen getroffen werden müssen. Die Kardinäle haben vor dem Konklave zu schwören, nicht gegen die Anweisungen des Papstes zu verstoßen.
"Johannes Paul II. verbietet den Gebrauch von Handys und anderen modernen Geräten der Kommunikation ausdrücklich. Eine Nachricht per Twitter, die das Ergebnis vorab bekannt macht, soll definitiv ausgeschlossen sein."
Kann ein Wahlgang nicht erfolgreich beendet werden, ist aus dem Kanonenrohr der Sixtischen Kapelle schwarzer Rauch zu sehen. Ist hingegen ein neuer Papst gewählt, gibt es ein weißes Rauchzeichen. Fernab moderner Technik also wird das Geheimnis schließlich gelüftet.
Nichts Anderes darf aus dem Konklave nach außen dringen, auch nicht im Nachhinein. Streitigkeiten hinter den Mauern der Kapelle können auf diese Weise verborgen bleiben und: Nicht nur die Menschen auf dem Petersplatz in Rom, auf dem sich der Neue dann zeigt, sind fasziniert von diesem weltweit einmaligen Schauspiel.
Hubert Wolf ist nicht nur Theologe, sondern auch Bestsellerautor. 2017 hat er das Buch "Konklave. Die Geheimnisse der Papstwahl" veröffentlicht. Sein Vortrag stammt aus dem Berliner Wissenschaftskolleg, das ihn unter demselben Titel den Hörsaal zur Verfügung gestellt hat.