GovernanceWarum wir tun, was wir tun
Regeln und Gesetze bestimmen unser Tun. Und noch tausende andere Sachen. Die Vielfalt von Kriterien, die Entscheidungen beeinflussen, nennt die Wissenschaft auch Governance. Wir lernen sie kennen, unter anderem am Beispiel Facebook.
Wer einen guten Bekannten ohne dessen Einwilligung auf einem Bild auf Facebook publiziert, nimmt drastische Strafen in Kauf. Was, wenn der Freund erst mündlich zustimmt, wir uns mit ihm danach zerstreiten und das Bild immer noch online steht? Haben wir die schriftliche Einwilligung von ihm vorliegen, dass wir das damals auch wirklich so durften?
Es ist ganz schön knifflig, sich immer richtig zu verhalten - also im Beispiel Facebook zu entscheiden, was ich poste.
Was poste ich, was besser nicht?
Richtig kompliziert wird es, weil es ja nicht nur die Gesetze sind, die unser Verhalten bestimmen. Bei der zurückhaltenden, rücksichtsvollen Freundin trauen wir uns eher ein Bild von ihr zu posten, weil wir glauben, dass sie nicht widersprechen wird. Bei der selbstbewussten Freundin hingegen lassen wir das vielleicht, weil wir Ärger fürchten.
Verschiedene Blickwinkel
"Governance" nennen Fachleute den Begriff, der zusammenfasst, warum wir wie gesteuert werden und uns selbst steuern. Den Begriff kann man auf vieles anwenden. Interessant ist er aber auch beim Beispiel soziale Netzwerke. Warum handeln wir dort, wie wir handeln?
Die beiden Direktoren des Humboldt-Instituts für Internet und Gesellschaft, Jeanette Hofmann und Wolfgang Schulz, analysieren all das, was unser Verhalten beeinflusst und bestimmt. Dazu gehört, immer verschiedene Blickwinkel im Auge zu behalten.
"Wenn Sie in dieser Art und Weise auf Phänomene wie Facebook schauen, auf das Verhalten von Nutzerinnen und Nutzern, dann haben Sie im Prinzip eine Governance-Perspektive eingenommen."
Weil wir diese Governance-Perspektive nicht einnehmen, während wir selbst etwas schreiben, lernen wir von den beiden Wissenschaftlern, was uns währenddessen so alles treibt und hemmt: Wut oder Rücksicht auf andere, die freie Meinung oder die Bremse durch die Nutzungsbestimmungen von Facebook.
Am Ende lernen wir uns ein Stück weit besser kennen und verstehen, welch komplizierten Entscheidungskriterien unser Verhalten unterliegt.
Das gilt übrigens nicht nur für Online-Plattformen. Anderes Beispiel: Der Markt für Wein. Da gibt es zum einen feste Regeln durch Staat und Verbände. Zum anderen richten Winzer ihr Verhalten aber auch am Verhalten der Konsumenten aus. Und spätestens da wird es schon wieder kompliziert.