WissenschaftszeitvertragsgesetzBessere Arbeitsbedingungen? Nicht wirklich.
Heute tritt ein Gesetz in Kraft, auf das einige von euch möglicherweise schon lange gewartet haben, also diejenigen, die an Hochschulen arbeiten. Neun von zehn wissenschaftlichen Mitarbeitern haben einen befristeten Vertrag. Das soll sich jetzt ändern mit dem neuen Wissenschaftszeitvertragsgesetz.
Ob sich die Situation an den Hochschulen mit dem neuen Gesetz wirklich grundsätzlich ändern wird, darüber sind die Politiker unterschiedlicher Meinung. Bundesforschungsministerin Johanna Wanka von der CDU sagt: Ja klar. die Arbeitsbedingungen für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden verbessert. Die Opposition im Bundestag dagegen sagt ganz klar: Nein! Kurze Vertragslaufzeiten sind immer noch möglich und genauso die viel kritisierten Kettenbefristungen, also dass Uni-Mitarbeiter immer nur kurze Verträge bekommen, die sich aneinanderreihen.
"2015 hatte 'Die Zeit' eine Umfrage unter wissenschaftlichen Hilfskräften, Doktoranden, Stipendiaten, Postdocs und Juniorprofessoren gemacht - jeder Siebte hatte schon zehn Zeitverträge. Also das Problem ist da - und es ist groß."
Mit dem neuen Gesetz dürfen wissenschaftliche Mitarbeiter jetzt für sechs Jahre befristet angestellt werden. Bisher waren es höchstens vier. Außerdem heißt es im Gesetz, die Befristung solle sich daran orientieren, wie lange ein Projekt läuft und was der Mitarbeiter erreichen wolle. "In der Regel mehrere Jahre" solle die Anstellung dann dauern. Zum Vergleich: Im Moment haben viele Verträge nur eine Laufzeit von ein paar Monaten. Daraus werden jetzt vielleicht ein, zwei Jahre. Eine Revolution ist das Gesetz also nicht.
"Wer zu lange an der Uni war, gilt dann als unbrauchbarer Theoretiker - oder böse: als Fachidiot."
Diejenigen, die sich im Netz zu dem Gesetz äußern, sehen die Gesetzesänderung eher negativ, sagt Matthias Wurms aus der DRadio-Wissen-Nachrichtenredaktion. Das Problem sei, dass es unterhalb der Professur immer noch kaum feste Arbeitsverhältnisse gibt, für Dozenten oder für promovierte Wissenschaftliche Mitarbeiter zum Beispiel. Ein weiteres Problem ist, dass es nach all den befristeten Verträgen oft gar nichts mehr gibt. Dann hat man vielleicht promoviert, kommt aber in der Wirtschaft nicht unter, weil die - zumindest in Deutschland - nur selten Quereinsteiger einstellt.
Schlechte Aussichten für Geisteswissenschaftler
Wenn man erst einmal im Mittelbau der Hochschule angekommen ist, also die wissenschaftliche Karriere mit einer Promotion begonnen hat, dann gibt es wenig Möglichkeiten für ein wirklich sicheres Einkommen. Naturwissenschaftler oder Ingenieure können beispielsweise in die Industrie gehen, dort können sie meistens aber nicht mehr forschen. Für Geisteswissenschaftler gibt es kaum Jobs. Stipendien und Auslandsaufenthalte bieten noch kurzfristige Lösungen oder die Wissenschaftler hangeln sich halt weiter von Vertrag zu Vertrag.
Manfred Prenzel, der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, sagt ja auch: "Die Rahmenbedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs haben sich in den vergangenen Jahren verschlechtert." Und er sagt, dass er befürchtet, dass viele wegen der schlechten Zukunftsaussichten nicht in der Wissenschaft bleiben. Wo doch aber Deutschland eigentlich im Rennen um Spitzenforschung mithalten will und auch mithalten muss. Und die Kritik ist auch, dass das ja alles schon seit Jahren bekannt ist - sich aber nichts ändert.