Medikament zur HIV-PräventionBegehrte Pille gegen HIV
Truvada heißt die Pille, die das Risiko senken soll, sich mit HIV anzustecken. Sie als Prophylaxe-Medikament einzusetzen ist teuer, deshalb besorgen sich viele das Medikament anderweitig.
HIV-Schutz ohne Kondom - mit dem Medikament Truvada soll das möglich sein. Zumindest theoretisch. Seit Kurzem ist das Truvada auch in der EU zugelassen. Und es senkt das Risiko, sich mit HIV zu infizieren. Vor allem wird das Medikament als Notfall-Pille nach ungeschütztem Sex verschrieben.
Angewendet wird das Medikament aber auch zur HIV-Prävention. Weil die Krankenkassen diese Kosten nicht übernehmen, besorgen sich einige das Produkt nun anderweitig.
Pillenkauf in Großbritannien
Armin Schafberger ist medizinischer Referent bei der Deutschen Aidshilfe und er kennt sich mit dem Hype um Truvada aus. Prä-Expositionsprohylaxe oder kurz "PrEP" heißt es, wenn das Medikament vorsorgend eingesetzt wird. Dazu muss es täglich eingenommen werden.
"Bei einem Medikament, das 842 Euro im Monat kostet, ist klar, dass Menschen, die das einnehmen wollen, es sich anderweitig besorgen."
Bezogen auf Deutschland, so Armin Schafberger, ist diese Prophylaxe für eine kleine Gruppe schwuler Männer interessant, die auf Kondome - trotz Ansteckungsrisiko - verzichtet. Dazu zählen auch die Partner von HIV-Infizierten.
Und diese wollen sich das Medikament günstiger besorgen. Um echte Schwarzmarktdeals handele es sich dabei in der Regel nicht. Viele reisen etwa nach Großbritannien, wo Generika - also nachgemachte Medikamente mit dem gleichen Wirkstoff - viel günstiger zu haben sind. Einen Vorrat für drei Monate können sie von dort nach Deutschland einführen.
"Wir wissen sehr gut über diese Medikamente Bescheid, auch über die Nebenwirkungen. Man muss beispielsweise auf seine Nierenwerte achten. Und darauf vier Mal im Jahr untersucht werden."
Seit etwa 15 Jahren ist Truvada im Einsatz und recht gut erforscht. "Die Importe aus Großbritannien sind sichere Medikamente", sagt Armin Schafberger - solange die Einnahme unter ärztlicher Kontrolle passiere. "Wer sich natürlich diese Medikamente auf anderen Wegen besorgt und nicht zum Arzt geht, der hat oft diese Kontrollen nicht - und das ist ein Problem." Auch vom Einkauf auf dubiosen Online-Portalen rät er ab.
Für Armin Schafberger ist Truvada vielleicht die einzige Möglichkeit diese kleine Gruppe vor einer HIV-Infektion zu schützen. Als sinnvolle Lösung für alle sieht er das Medikament aber nicht. Anders in Ländern wie im südlichen Afrika, wo HIV weit verbreitet ist. Laut Hersteller gilt das Medikament auch übrigens als ergänzender Schutz zum Kondom. Denn nur das wirkt auch gegen andere Infektionskrankheiten.