Vor 100 JahrenGründung der "Unabhängigen Sozialdemokraten"

Das "Volkshaus zum Mohren" war am 6. April 1917 Ort einer Versammlung enttäuschter Sozialdemokraten. Sie lehnten die Kriegskredite ab, der die Mehrheit der SPD-Reichstagsfraktion zugestimmt hatte.

Die Gruppe, die im thüringischen Gotha zusammen kam, setzte sich aus 15 Reichstagsabgeordneten und mehr als 90 Delegierten aus sozialdemokratischen Wahlkreisen zusammen. Gemeinsam lehnten sie die Kriegskredite ab, der die Mehrheit der SPD-Reichstagsfraktion zugestimmt hatte.

"Karl Liebknecht war entschieden gegen die Bewilligung der Kriegskredite. Er hatte sich immer weiter aus der SPD entfernt."

Die USPD gründete sich als eine eigenständige Partei, die nach dem Ersten Weltkrieg schon mehr als 700.000 Mitglieder hatte. Nach dem Spartakusaufstand im Januar 1919 traten 400.000 Mitglieder der neu gegründeten KPD bei, die übrigen Mitglieder kehrten in den folgenden Jahren zur SPD zurück.

Abspaltung von der SPD

Es war die erste Abspaltung in der Geschichte der SPD. Die zweite folgte in den 60er Jahren, nachdem sich die SPD mit dem Godesberger Programm vom Marxismus verabschiedet hatte. Führende Mitglieder des SDS, der sozialdemokratischen Studentenorganisation, wollten das nicht akzeptieren und wurden aus der SPD ausgeschlossen. Nach dieser unfreiwilligen Trennung von der Mutterpartei wurde sie in den sechziger Jahren zunehmend zum Sammelbecken diverser K-Gruppen der sogenannten "Neuen Linken". Aus diesem Umfeld entstanden Jahre später die Grünen.

Die dritte Trennung war eine Folge der "Agenda 2010" durch die Gründung der "Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit". Sie kritisierte vor allem die neoliberale Politik der SPD-geführten rot-grünen Regierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder. Die "WASG" gründete im Juni 2007 mit der PDS die Partei "Die Linke".

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • SPD-Parteihistoriker Meik Woyke über die Gründung der USPD und die Folgen für die SPD.
  • Der Historiker Ralf Hoffrogge schildert die Entwicklung der SPD nach dem Zweiten Weltkrieg.
  • Der Parteienforscher Karl Rudolf Korte - Professur für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen - über die heutige Programmatik der SPD.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld über die Geschichte der SPD.