Gehirn und SchlafVon selbst Wachwerden lässt sich trainieren
Manche von uns werden immer zur gleichen Uhrzeit wach. Andere schaffen es, zum Beispiel am Wochenende auszuschlafen – oder sie werden zumindest erst dann wach, wenn der Wecker klingelt. Warum ist das so unterschiedlich?
Bei uns Menschen gibt es unterschiedliche Schlaftypen – welche, die eher früher und welche, die eher später aufwachen. Dieser Biorhythmus ist auch genetisch bedingt, erklärt Neurowissenschaftler Henning Beck.
Unterschiedliche Schlaftypen
Außerdem achten wir im Schlaf auch ein bisschen unterschiedlich auf unsere Umgebung: Junge Mütter und Väter schlafen zum Beispiel einen sogenannten Ammenschlaf – sie hören zwar sehr schnell, wenn sich das Baby bemerkbar macht oder kreischt. Wenn allerdings sonst irgendein lautes Geräusch in ihre Ohren dringt, entweder von der Straße oder auch der Wecker, dann kriegen sie das oft nicht mit. Die Frage ist also, ob der Wecker ein Geräusch ist, das man auch unterbewusst verarbeiten kann oder eines, das quasi rausgefiltert wird.
Und warum wachen Menschen vor dem Wecker auf? Woher weiß ihr Hirn, wie viel Uhr es ist? Zeit gibt es nicht per se, so der Neurowissenschaftler Henning Beck. Sie sei nichts, was wir in der Umgebung finden, sondern Zeitfluss werde aktiv in bestimmten Gehirnregionen erzeugt – unter anderem in der Insula oder in speziellen Taktgeber-Regionen im Gehirn, die einen Rhythmus erzeugen, erklärt er.
"Zeit wächst nicht auf Bäumen. Ein Zeitfluss wird aktiv im Gehirn erzeugt."
Diese Hirnregionen seien meistens unterbewusst aktiv. Tagsüber hätten die meisten Menschen daher ein grobes Zeitgefühl und könnten ungefähr sagen, wieviel Uhr es ist. Genau das kann auch in der Nacht passieren, so Henning Beck. Es sei bekannt, dass Menschen, die sich den Wecker stellen, quasi schon unterbewusst ein entsprechendes Schlaf-Zeitfenster für sich definieren. Das erfordere zwar Übung, sei aber durchaus möglich.
Verschiedene Schlafphasen
Der Mensch hat Tiefschlafphasen und Traumschlafphasen, erklärt er weiter, dazu kommen Schlafphasen dazwischen. Ob wir wach werden oder nicht, hänge immer davon ab, in welcher Schlafphase wir uns befinden. In Tiefschlafphasen aufgeweckt zu werden, ist etwa bedeutend schwerer als in Traumschlafphasen, so der Neurowissenschaftler. Wie der Wecker wirke, hänge also nicht nur von der Uhrzeit ab, sondern von uns selbst.
"Ob wir wach werden oder nicht, hängt immer davon ab, in welcher Schlafphase wir uns befinden."
Menschen, die ein bisschen trainieren wollen, dass sie morgens den Wecker nicht mehr verpassen, können Trainingseinheiten absolvieren, rät Henning Beck. Das Gehirn sei nämlich ein Liebhaber von Mustern, Routinen und Regelmäßigkeiten. Wer sich jetzt also den Wecker immer auf die gleiche Uhrzeit stellt und sich dann auch angewöhnt, sofort aufzustehen und den Tag zu starten, der oder die könne es schaffen, sich im Laufe der Zeit einen Aufwach-Rhythmus anzutrainieren.