ModemarktWenn Modemarken Diskussionen um Hijabs verursachen
In den Sozialen Medien werben aktuell einige Influencerinnen und Models für einen Hijab von der Marke Tommy Hilfiger. Die Diskussion um das Kopftuch ist weitreichend: von kultureller Aneignung bis hin zur generellen Kritik an Kopftüchern. Vielen Hijabistas hingegen gefällt das Kopftuch der US-Marke.
Das Modelabel Tommy Hilfiger ist neben Jeans vor allem für seinen traditionellen US-amerikanischen Modestil bekannt: klassische, gradlinige Kleidung bevorzugt in den Farben der Landesflagge blau-weiß-rot.
Seit kurzem ist auch ein Hijab hinzugekommen. Mit dem Kopftuch möchte die Modemarke laut eigener Aussage zur interkulturellen Verständigung beitragen und allgemein für mehr Diversität sorgen. In der Vergangenheit hat das Modelabel zum Beispiel auch seine Größentabelle auf größere Kleidermaße erweitert.
"Ein weiterer wichtiger Faktor dürfte aber natürlich auch das wirtschaftliche Interesse sein", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anke van de Weyer. Auf der Welt leben über 1,8 Milliarden muslimische Menschen. Der Hijab als Teil der Kollektion macht das Modelabel auch für einen Markt zugänglich, der speziell auf Muslime ausgerichtet ist.
Damit reiht sich Tommy Hilfiger in die Liste der Luxuslabels Dolce und Gabanna, Chanel und Gucci ein: Sie alle haben schon mal einen Hijab rausgebracht. Auch Sportmarken, wie Nike und Under Armour, verkaufen funktionale Hijabs, die Muslima zum Schwimmen, Laufen oder für andere Sportarten nutzen können.
"Weltweit gibt es über 1,8 Milliarden muslimische Menschen – da steckt natürlich auch ein riesiger Modemarkt dahinter, der immer weiter wächst."
Zuspruch bekommen sie von vielen Hijabistas, also Influencerinnen und Models, die sich als "Fashionista" mit Hijab verstehen. Hijab-Influencerinnen wie Khaoula Boumeshouli oder Farrah Mousha präsentieren ihren Followerinnen und Followern die Kopftücher der Modemarken.
Neben den Hijabs bieten auch einige große Modekonzerne wie H&M, der britischen Kette Marks & Spencer oder der Online-Shop Asos "Modest Fashion" an, die sich nicht ausschließlich an muslimische Menschen richtet, aber sie im Blick hat. Denn: Die Kleidungsstücke sind weniger körperbetont und bedecken mehr Haut.
Ein Hijab, viel Diskussion
Mode, die speziell für muslimische Menschen entworfen ist, hat sich als Thema in der Modewelt noch nicht etabliert, findet Anke. Das zeigt die Diskussion um Modemarken, die Hijabs auf den Markt bringen.
Unterdrückung und kulturelle Aneignung als Kritik
Das eine Lager der Kritikerinnen und Kritiker sieht in einem Hijab generell ein Symbol für die Unterdrückung der Frau. In der Konsequenz sprechen sie sich dagegen aus, Kopftücher als Accessoire zu vermarkten.
Andere Gegenstimmen führen kulturelle Aneignung als Argument an. Das sei der Fall, wenn Modefirmen, bei denen keine Verbindung zum Islam erkennbar sei, plötzlich Hijabs oder andere Formen der religiösen Kopfbedeckung verkaufen, erklärt die Deutschlandfunk-Nova-Reporterin.