Hautärztin Yael Adler"Ich will wieder ein Verständnis für den normalen Körper wecken"
Ekzeme, Schuppen, eitrige Pickel – Die Hautärztin Yael Adler sieht die Körperstellen, die die meisten Menschen am liebsten niemandem zeigen würden. Mit Humor und Vertrauen möchte sie ihren Patienten deshalb klarmachen: Kein Körper ist perfekt.
Yael Adler, Hautärztin und Ernährungsmedizinerin, ist sich sehr bewusst darüber, dass sich die meisten ihrer Patienten schämen, wenn sie mit Hautproblemen in ihre Praxis kommen. Für sie ist es deshalb sehr wichtig, im Praxisalltag mit dem Schamgefühl ihrer Patienten respektvoll umzugehen und die Untersuchungssituation so angenehm wie möglich zu gestalten, erzählt sie.
"Mein Anliegen ist es, in meinem Praxisalltag den Menschen ein komfortables Gefühl zu geben. Ihnen zu sagen: Wir sind alle Menschen, wir sehen alle mehr oder weniger gleich aus. Die Probleme, die da vorkommen, sind uns nicht fremd."
Das funktioniert für Yael Adler am besten, indem sie für ihre Patientinnen und Patienten eine vertrauensvolle Atmosphäre schafft. Sie macht das mit viel Blickkontakt und Zuhören, so berichtet sie. Habe ihr Patient beispielsweise einen gut trainierten Körper, verteile sie auch gerne mal ein Lob, damit sich die Untersuchung nicht nur auf die negativen Seiten des Körpers konzentriere.
"Keine Diagnose durch die Hose"
Am besten sei die angespannte Situation jedoch mit Humor aufzulockern, sagt Yael Adler. Da sich ihre Patienten beispielsweise für eine Hautkrebsvorsorge komplett ausziehen müssten, gebe es dann auch mal einen witzigen Spruch wie "Keine Diagnose durch die Hose". Danach sei die Stimmung meistens schon gelöster.
Vorsorgeuntersuchung: Je früher, desto besser
Dass Menschen keine Angst vor einer Vorsorgeuntersuchung haben, ist für die Hautärztin sehr wichtig. Tabuisierte Körper- und Hautprobleme sollte man unbedingt schnell ansprechen. Je länger man warte, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass eine Krankheit chronisch oder sogar lebensbedrohlich werde.
"Jeder Körper ist gut so wie er ist"
Abgesehen von den Routine- und Vorsorgeuntersuchungen begegnen Yael Adler in ihrem Alltag auch sehr viele Patienten und Patientinnen, die mit ihrem Körper und ihrer Haut nicht glücklich sind. Viele Frauen würden sich beispielsweise so sehr für ihre Zellulite schämen, dass sie sich nicht mal mehr an den Strand trauten.
"Ich beobachte im Praxisalltag, dass ganze viele mit ihrer Haut, Aussehen und Körper hadern."
Dabei sei das ein Problem, das sich die meisten Frauen selbst schaffen würden. Yael Adler erinnere deshalb ihre Patienten immer gerne daran, dass jeder Körper – auch mit kleinen Mängeln – perfekt ist und man einfach dankbar sein sollte, wenn er funktioniert.
"Ich will erstmal wieder ein Verständnis für den normalen Körper und die normale Haut wecken."
Deshalb hat Yael Adler auch bereits zwei Bücher verfasst, in denen sie mit vielen Mythen der Schönheitsindustrie rund um die Haut abrechnet. Ihr Credo: "Weniger ist mehr bei der Hautpflege."
Gesunde Haut kommt von oft von einer gesunder Darmflora
Denn zu viele Cremes, Peelings oder Masken würden der Haut meistens nur schaden und erst recht Hautkrankheiten hervorrufen. Sie rät als Ernährungsmedizinerin ihren Patienten deshalb viel häufiger, auf eine gesunde Ernährung zu achten. Eine gesunde Darmflora bedeute nämlich meistens automatisch eine gesunde und schöne Haut.
"Man muss die Haut von außen mehr in Ruhe lassen und von innen mehr mit gesunden Nahrungsmitteln versorgen. Das ist mein Trick."
Im Gespräch mit Deutschland-Funk-Nova-Reporter Sebastian Sonntag erzählt Yael Adler auch, warum Hautärzte und -ärztinnen Tattoos und Piercings überhaupt nicht gut finden, und wieso eine mit Botox aufgespritzte Stirn zu Kommunikationsproblemen führen kann. Ihr erfahrt außerdem, warum die Haut beim Sex eine große, vielleicht sogar die größte, Rolle spielt.