Zooexperte Dirk WewersKängurus sind nicht leicht zu halten
Im Landkreis Celle müssen sich die Besitzer eines Kängurus vielleicht bald von ihm trennen. Das zuständige Amt bemängelt die nichtartgerechte Haltung des Wildtiers.
Als die Mutter des kleinen Viggo in einem Tierpark verstarb, zog ein Tierpflegerpärchen das junge Känguru mit der Flasche auf. Seither lebt es bei der vierköpfigen Familie. Als das Tier aus dem Garten ausbüchste, wurde das zuständige Amt aufmerksam.
"Von den knapp 60 Känguruarten gibt es nur wenige, die mit dem kalten Klima bei uns zurechtkommen."
Die meisten Kängurus leben in Australien. Damit Privatleute bei uns die Wildtiere halten können, müssen sie eine Menge bei der Haltung beachten, erklärt Dirk Wewers vom Allwetterzoo Münster.
Ein Rotnackenwallaby wie Viggo hält zumindest unseren Temperaturen aus, so der Biologe: "Voraussetzung für die Haltung ist aber dennoch ein sogenanntes Warmhaus. Außerdem sind 200 Quadratmeter Außenfläche und 15 Quadratmeter Stallung vorgeschrieben."
Kängurus brauchen Bewegung
Neben Bewegungsfreiheit, findet Dirk Wewers aber wichtig, dass Kängurus mindestens zu zweit, oder sogar in einer kleinen Gruppe gehalten werden: "Sie sind zwar nicht hochsozial aber Gruppentiere."
Falls Normalos auf die Idee kommen sich ein Känguru anzuschaffen, müssten sie es aber beim zuständigen Umweltamt anmelden, sagt er.
Haltungsgenehmigungen gegen Sachkenntnis
Kängurus sind besonders empfindlich, was die Fütterung mit Laub betrifft, so der Tierexperte. Sie vertragen nur sehr weiche Blätter, wie zum Beispiel Eukalyptus. Bei hartem Laub sind sie sehr anfällig für Verletzungen. Durch Entzündungen im Kiefer können die Tiere ihre Zähne verlieren oder sogar daran verenden. Laien erkennen das oft nicht rechtzeitig.
"Kängurus sind hart im Nehmen und zeigen ihre Verletzungen wenig. Wenn man merkt, das Känguru wirkt abgeschlagen, ist es oft schon zu spät."
Grundsätzlich sieht der Biologe es kritisch, wenn Privatleute Kängurus halten: Sie seien Wildtiere und nicht zum Kuscheln. Bei ausreichend Fläche, genug Sozialpartnern und dem Wissen über Futter und Haltung kann es aber funktionieren.
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