Befragung Hate AidWenn Hass im Netz Alltag ist
Für viele junge Menschen ist Gewalt im Netz mittlerweile Alltag. Sie bekommen den Hass bei anderen mit und erleben ihn auch selbst. Das zeigt eine neue Befragung. Die Verantwortung sehen die Befragten auch bei den Online-Plattformen.
Hass im Netz ist ein bekanntes Problem. Vielmehr steigt die Zahl der Menschen, die digitale Gewalt selbst einmal erlebt haben. Das ist das Ergebnis einer Befragung der gemeinnützigen Organisation Hate Aid.
Vom Dickpick bis zum Revenge Porn
Digitale Gewalt meint hier zum Beispiel diskriminierenden Kommentare und Hatespeech auf Social Media, das Verschicken von ungefragten Dickpicks, Cyberstalking und -mobbing, das Veröffentlichen von persönlichen Daten als Mittel der Erpressung oder die Nacktbilder, die im Netz landen.
Jede zweite Person betroffen
Dafür hat die Organisation insgesamt 2.000 Menschen in ganz Europa im Alter zwischen 18 und 80 befragt. Die Gruppe der 18- bis 35-Jährigen ist besonders betroffen. 90 Prozent von ihnen haben angegeben, mindestens eine Form der digitalen Gewalt mitbekommen zu haben. Und jede zweite Person hat digitale Gewalt selbst erlebt.
Zudem sagten etwas mehr Männer von sich, sie seien von Gewalt im Netz betroffen gewesen als Frauen. Bei den Männern waren es knapp 30 Prozent, bei den Frauen 27,5 Prozent.
Im Vergleich zu ähnlichen Befragungen in den letzten Jahren liegen die Zahlen der aktuellen Befragung viel höher, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Jan Bungartz. Laut der Organisation sei Gewalt im Netz damit keine Realität mehr, sondern eine Normalität.
Frauen posten weniger aus Angst vor Hatern
Dass sich Männer eher von digitaler Gewalt betroffen sehen als Frauen, könnte daran liegen, wie sie sich im Netz bewegen. Laut der Befragung gaben Frauen an, sich stärker zurückzuhalten – aus Angst vor Hasskommentaren. Deswegen hat mehr als die Hälfte der befragten Frauen schon einmal darauf verzichtet, etwas im Netz zu posten. Bei den Männern waren es rund 43 Prozent.
Die Befragten sehen die Online-Plattformen selbst in der Verantwortung, gegen die Gewalt und den Hass vorzugehen. Der Großteil von ihnen ist auch für Gesetze, die den Umgang mit Hatespeech und Co. im Netz regeln. Von den Männern stimmten 84 Prozent dieser Aussage zu, bei den Frauen waren es 92 Prozent.
Mehr Sicherheit und Verantwortung möchte die EU mit dem "Digital Services Act" schaffen. Den möchte sie dieses Jahr noch im EU-Parlament verabschieden.