Silicon ValleyArm im Hightech-Paradies
Beim Stimmenfang bei der US-Wahl geht es auch um Arm und Reich. Kurz vor Ende ihres Vote-Trips hat unsere Reporterin Hanna Ender Menschen getroffen, die sozial abgehängt sind. In einem Gebiet, das lieber durch Erfolgsstorys glänzt: das Silicon Valley.
Das kleine Tal in der Nähe von San Francisco ist durch die großen Namen der Tech-Industrie berühmt geworden: Google, Apple, Facebook. Fernab der Konzernzentralen gibt es in San Jose aber noch eine andere Welt. Das ist die, in der sich das Downtown Streets Team engagiert. Auf den Meetings der NGO treffen sich all jene, die Haus oder Wohnung verloren haben. Viele sind obdachlos, weil sie sich die hohen Mieten im boomenden Silicon Valley nicht mehr leisten können.
Carissa ist 29 und hat seit etwa zwei Jahren keinen festen Wohnsitz mehr. Als sie damals ihren Job am Flughafen verliert, kann sie sich ihr Apartment für 1200 Dollar nicht mehr leisten, sie zieht um. Dann aber wird selbst die Garage, die sie für 500 Dollar anmietete, zu teuer.
"Since the job loss at the airport it kind of exploded and from there it all got worse."
Von da an entwickelt sich ihr Leben im krassen Gegensatz zudem der Tech-Millionäre. Da wo Facebook einen Jahresumsatz von 17 Milliarden Dollar macht und Google durchschnittliche Jahresgehälter von 150.000 Dollar zahlt, muss Carissa betteln gehen.
Mietpreise für die Oberklasse
Nadia Zazie vom "Downtown Streets Team" in San Jose kennt viele dieser Geschichten. Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum. Zwischen 2010 und 2015 wurden 385.800 neue Arbeitsplätze im Silicon Valley geschaffen - aber nur 58.000 neue Wohneinheiten.
"There’s new Tech Jobs coming, who are earning over a 100.000 Dollars easily – and when you are working for minimum wage which is 10 Dollar an hour in San Jose, there’s no way you can compete for a studio or an apartment."
Die Durchschnittsmiete von 3250 Dollar für eine Zwei-Zimmer-Wohnung kann sich nur leisten, wer die entsprechend hochkarätigen Gehälter bekommt. Normale Arbeiter können hiermit nicht konkurrieren. In der Konsequenz dreht sich ihre Abwärtsspirale schneller, gerät jemand in Schwierigkeiten.
Direkter Abstieg nach Jobverlust
Nadia Zazie sagt, sie treffe bei ihrer Obdachlosenorganisation weniger die Kids, die durch Drogen oder andere Probleme auf der Straße gelandet sind. Viel eher sind es Leute aus der normalen Mittelschicht, die um ihr Überleben kämpfen müssen.
"It is a new kind of homelessness that we’re seeing in this area.”
Im Silicon Valley wird die Einkommenskluft besonders deutlich. Armut ist jedoch ein Problem in den gesamten USA. Im vergangenen Jahr galten 15,1 Prozent der US-Bevölkerung als arm, der höchste Stand seit 1993, fast 3,5 Millionen Amerikaner sind obdachlos.
Wie Carissa haben sich viele der Obdachlosen aus San Jose registriert und werden wählen gehen. Carissa selbst weiß noch nicht, wen sie wählen wird. Aber sie weiß, dass sie auf dem Wahlzettel für "Measure A" stimmen wird - Den "Affordable Housing Act" - ein lokales Gesetz für bezahlbaren Wohnraum.