Tierärztin Hannah Emde"Wir müssen Wildnis wieder Wildnis sein lassen"
Als die Corona-Pandemie ausbrach, war Tierärztin und Artenschützerin Hannah Emde gerade auf Borneo und unterstützte Forschungsarbeiten zur Krankheitsübertragung von Raubtieren auf den Menschen. Sie wusste schon vor der Pandemie, welche Auswirkungen Zoonosen haben können und warum Artenschutz immer wichtiger für unsere Gesundheit wird. Deshalb setzt sie sich auf der ganzen Welt dafür ein.
Dass sie Tierärztin werden wollte, wusste Hannah Emde schon als Kind. "Das steht auch in meinem ersten Wilde-Hühner-Freundebuch", sagt die gebürtige Bonnerin. Nach ihrem Abitur arbeitete Hannah im Rahmen eines Freiwilligendienstes ein Jahr lang auf den Philippinen. Danach studierte sie Tiermedizin.
Ihren Kindheitstraum hat sie sich mittlerweile erfüllt. Doch statt in einer Tierarztpraxis in Bonn arbeitet Hannah auf der ganzen Welt und setzt sich im Rahmen von Forschungsprojekten für Artenschutz ein.
Zoonosen rücken ins globale Bewusstsein
Im März 2020, als die Corona-Pandemie zu einer weltweiten Bedrohung wurde, war Hannah gerade auf Borneo und unterstützte Forschungsarbeiten zur Krankheitsübertragung von Raubtieren auf den Menschen. Ihren Aufenthalt auf Borneo musste Hannah pandemiebedingt abbrechen, doch ihr Forschungsthema Zoonosen interessierte plötzlich die ganze Welt. "Das war so krass, weil wir plötzlich Gehör gefunden haben für diese Themen", sagt Hannah.
Bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit arbeitet sie außerdem in einem Projekt zum Thema "One Health", das sich mit der Prävention von Pandemien beschäftigt und sich auch zum Ziel setzt, Wildtierhandel zu reduzieren und damit Zoonosen einzudämmen.
"Wenn wir Wildtiere nicht ihren Space geben, wenn wir die nicht wild sein lassen, dann werden wir am eigenen Leib spüren, wie gefährlich das sein kann. Weil sie Erreger in sich tragen."
Wildtierschutz bedeutet Gesundheitsschutz, sagt Hannah Emde. Denn wenn sich der Mensch immer weiter ausbreitet, in die Lebensräume von Wildtieren eindringt, diese einpfercht und verkauft, dann springen Erreger von Tieren leichter auf den Menschen über. "Ich würde mir so wünschen, dass diese Sensibilität hergestellt wird, dass wir Wildnis Wildnis sein lassen", sagt die Tierärztin und Artenschützerin.
"Ökosysteme in sich geschlossen zu halten, ist extrem wichtig, um Pandemien zu verhindern."
2017 hat Hannah Außerdem den Verein "Nepada Wildlife" gegründet. Gemeinsam mit anderen Fachleuten setzt sie sich für Natur- und Artenschutz auf der ganzen Welt ein und dafür, dass mehr Bewusstsein für die Bedeutung von Biodiversität geschaffen wird.
"Wir brauchen verschiedene Arten, wir brauchen verschiedene Lebensräume, um diesen Planeten und auch uns gesund zu halten."
Was jede*r einzelne von uns tun kann, um Artenschutz zu betreiben, und warum Hannah Emde im Studium mit Blasrohren auf Kuscheltiere geschossen hat, das hört ihr in unserem Deep-Talk-Podcast.