Leben in Hongkong"Manchmal verstehen wir uns nicht so gut"
Wenn Hang-Shuen Lee gefragt wird, woher sie kommt, sagt sie Hongkong und nennt eine Stadt und kein Land. Denn China kommt ihr irgendwie fremd vor. Das liegt nicht zuletzt daran, dass in Hongkong eine andere Sprache gesprochen wird.
Hang-Shuen Lee ist in Hongkong geboren und aufgewachsen. Die 24-jährige wohnt seit einem Jahr in Düsseldorf und studiert dort. Deutschland war für sie kein wirklicher Kulturschock. Da fühlt sich China für sie schon fremder an, obwohl sie offiziell eigentlich Chinesin ist. Doch für Hang-Shuen Lee fühlt sich China einfach seltsam an.
Hongkong - fast ein Gegensatz
So sind rote Tempel und Drachen in Hongkong eher selten zu sehen. Dafür jede Menge Hochhäuser und eine eher westliche Kultur. Und während die Chinesen in einem autoritär sozialistisches System leben, bewegen sich die Menschen in der Sonderverwaltungszone Hongkong in einem demokratisch-marktwirtschaftliches System. Auch die Sprache ist in Hongkong eine andere: Kantonesisch. Das im restlichen China vorherrschende Mandarin sprechen nur wenige.
"Manchmal verstehen wir uns nicht so gut. Es gibt Leute, die super Mandarin sprechen, aber das ist nicht der große Teil."
Teures Pflaster
Das Leben in Hongkong ist vor allem eins: teuer. Ein Haus zu kaufen ist nahezu unmöglich. Aber auch eine Eigentumswohnung in einem der zahlreichen Hochhäuser ist für die meisten undenkbar. Deshalb wohnen die meisten Hongkonger so lange zu Hause bis sie heiraten. Hang-Shuen Lee hat es da noch recht gut: sie lebt mit ihrem Bruder und den Eltern auf 90 Quadratmetern. Das ist verhältnismäßig luxuriös.
Proteste und Pfefferspray
Bei den Protesten auf den Straßen von Hongkong war auch ihr Bruder dabei. Eigentlich, sagt Hang-Shuen Lee, sind die Hongkonger sehr pragmatisch und friedlich. Protestieren ist nicht so ihr Ding. Wenn so viele von ihnen auf die Straße gehen, dann muss wirklich was im Argen liegen. Die Bilder von Tränengas und Pfefferspray gegen Demonstranten kann sie immer noch nicht richtig begreifen. Denn zu ihrem friedlichen Hongkong will das so gar nicht passen.