Digitale AbstinenzEin Leben ohne Smartphone
Ein Leben ohne Smartphone ist für die meisten wahrscheinlich unvorstellbar. Klar, von überall aus im Internet sein zu können, ist praktisch. Es gibt aber auch Menschen, die sich bewusst gegen ein Smartphone entscheiden.
Fast 100 Mal am Tag schaut unser Reporter Gregor Lischka auf sein Handy. Dann checkt er Textnachrichten, verpasste Anrufe, Social Media, Mails – die Liste, was wir mit unseren Smartphones machen können, scheint mittlerweile endlos. "Wenn ich ehrlich bin, macht es mich ein bisschen kirre", sagt Gregor.
Ohne Smartphone mehr im Moment sein
Kathrin würde es ähnlich gehen – wenn sie ein Smartphone hätte. Hat sie aber nicht. Die 27-Jährige verzichtet bewusst darauf. Stattdessen setzt sie auf einen altbewährten Handyklassiker – ohne Apps, ohne Internet und mit schwarz-weiß Display. Mit dem Handy kann sie telefonieren und SMS schreiben und auch das ein oder andere alte Handyspiel spielen. Mehr nicht.
"Ich finde es ganz nett, dass ich nicht ständig abgelenkt bin. Wenn ich Zug fahre, dann fahre ich Zug und bin nicht die ganze Zeit in Versuchung, meine Mails zu checken."
Gerade mal zwei Prozent der 20- bis 29-Jährigen machen es wie Kathrin. Für 98 Prozent von ihnen ist das Smartphone laut einer Befragung der Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und Medienanalyse (Vuma) Standard.
Mehr Privatsphäre ohne Datenkranken
Dass sie nicht ständig erreichbar ist und pausenlos die nächste Pushnachricht auf ihrem Handy aufploppt, findet Kathrin gut. So kann sie sich auf das konzentrieren, was sie gerade macht, statt einen Spagat an Multitasking hinzulegen. Ihr geht es aber auch um ihre Daten. Die möchte sie vor Datenkranken wie Instagram, Facebook und Co. schützen.
"Wenn eine Gesellschaft so bereitwillig wirklich großen Datenmengen offenbart, macht sie sich auch manipulierbar", sagt Kathrin. Werbung für zum Beispiel politische Parteien könnte durch solche Daten personalisiert werden.
"Für mich ist es eine Prinzip-Sache: Ich möchte nicht, dass sich jemand an meinen Daten bereichert."
Ohne internetfähiges Smartphone unterwegs zu sein, heißt für Kathrin aber auch oft nicht mitreden zu können. Ihre Sportgruppe beispielsweise tauscht sich auch in einem Gruppenchat auf Whatsapp aus. Was da passiert, bekommt Kathrin nicht mit.
Das heißt: Die Menschen aus ihrer Sportgruppe müssen aktiv auf sie zugehen, wenn die Info auch für Kathrin relevant ist. "Man ist dann immer der Problemfall", sagt sie. Gegen den Strom zu schwimmen kann kräftezehrend sein. Kathrin nimmt das in Kauf.