MyanmarJugendliche schuften für billige H&M-Klamotten
In Schweden sorgt ein neues Buch für Aufregung. Es geht um die Arbeitsbedingungen in Textilfabriken von H&M in Myanmar. Die Autoren sagen: Dort arbeiten viel zu viele Jugendliche viel zu lang für viel zu wenig Geld.
Um die Klamotten so günstig anbieten zu können, lässt der Modekonzern H&M unter anderem in Myanmar produzieren. Zwei schwedische Journalisten haben sich die Arbeitsbedingungen dort näher angesehen und veröffentlichen nun ein Buch darüber. Ihr Vorwurf: In den Fabriken müssen viele Jugendliche schuften, die erst 14 oder 15 Jahre alt sind. Zehn bis zwölf Stunden am Tag sollen sie Kleider zusammennähen – und das zu absoluten Hungerlöhnen.
"Man muss davon ausgehen, dass diese Jugendlichen zu 100 Prozent ausgebeutet werden."
Laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) sind Jungen und Mädchen ab 14 Jahren keine Kinder mehr. Gegen Kinderarbeit hat H&M also offiziell nicht verstoßen, wohl aber gegen die Überstundenregelung in Myanmar.
Die schwedischen Journalisten recherchierten die Story genauer und interviewten dafür auch jugendliche Fabrikarbeiter. Ein Mädchen habe angegeben, jeden Tag bis zehn Uhr abends arbeiten zu müssen. Sie hätten versucht, dagegen zu protestieren, aber daraus sei nichts geworden, berichtet eine schwedische Zeitung.
H&M streitet die Vorwürfe nicht ab
Und H&M? Die Journalisten hätten den Modekonzern mit den Vorwürfen konfrontiert, berichtet unser Schweden-Korrespondent Carsten Schmiester. "Sie geben zu, dass es Probleme gibt, in zwei von 26 Fabriken, mit denen man in Myanmar zusammenarbeitet." H&M behauptet, die Probleme nun erkannt zu haben. Außerdem sagt der Konzern, es habe ohnehin schon Probleme mit den Personalausweisen und demzufolge mit dem Altersnachweis der Beschäftigten gegeben.
In einer Stellungnahme sagt der Konzern, man habe jemanden im Land, der nun gemeinsam mit den Fabriken ein Verbesserungskonzept entwickle.
"Bis es Ergebnisse gibt, sind Neubestellungen in diesen Firmen auch gestoppt worden, sagt das Unternehmen."
Aber wer überprüft, ob sich wirklich etwas ändert? Laut unserem Korrespondenten Carsten Schmiester liegt genau da das Problem. Zwar gebe es verlässliche Quellen wie die Hilfsorganisation Oxfam, die die Lage überprüfe. Doch offizielle Kontrollen aus Myanmar hält er für wenig glaubhaft. So soll eine junge Frau berichtet haben, die Fabrik hätte allen Unter-18-Jährigen sofort zwei Tage freigegeben, wenn sich Kontrolleure angekündigt hätten.
"Solange es in Myanmar diese Ungereimtheiten im Umgang mit Personalausweisen, vielleicht auch lasche Kontrollen gibt: Wer garantiert, dass diese Firmen nicht doch jüngere Leute einstellen?"