Günther Jauch hört aufDer Talk muss weitergehen, auf Wiedersehen!
Günther Jauch will nicht mehr, also talkt wieder Anne Will. Innovativ ist das nicht, aber das muss am Sonntagabend vielleicht auch gar nicht sein.
Das war’s - Günther Jauch hat zum letzten Mal an einem Sonntagabend im Gasometer getalkt. Die Quote war meist gut, die Kritiken bescheiden und Günther Jauch hat seinen Vertrag nicht verlängert. Und jetzt? Jetzt macht es halt wieder eine alte Bekannte: Anne Will darf bald wieder am Sonntagabend ran, die uns schon früher nach dem Tatort in den Schlaf geredet hat.
Weniger intensiv
Günther Jauch hat ein wichtiges Ziel erreicht: Er hat unterhalten und ein möglichst großes Publikum erreicht, sagt der Medienpsychologe Peter Vorderer. Wenn es richtig gut läuft, dann spreche ein Talkmaster allerdings auch bestimmte Themen und Probleme an und rücke sie ins Bewusstsein seines Publikums. Hier habe Günther Jauch nicht besonders viel vorzuweisen.
Günther Jauchs große Stärke: Er sei extrem beliebt beim deutschen Publikum. Die Folge: Wenn er ein Thema besetzt habe, hätten das sehr viele Zuschauer mitbekommen, so Peter Vorderer. Die Auseinandersetzungen in der Sendung seien allerdings weniger intensiv gelaufen, als bei einigen seiner Vorgängerinnen. Das gelte auch für Anne Will, die viel kritischer sei und mehr in den Dialog gehe. Auch in seiner letzten Sendung habe Günther Jauch kaum nachgehakt.
Klar ist aber auch: Wenn Anne Will wieder am Sonntagabend talkt, ist das keine Revolution, so Peter Vorderer. Allerdings gelte das für das gesamte deutsche Fernsehen. Gerade bei neuen Formaten seien die Verantwortlichen sehr ängstlich. Und jetzt stelle sich eben die Frage: was senden auf dem außerordentlich attraktiven Programmplatz nach dem Tatort? Und wenn Jauch nicht mehr will, macht es dann halt wieder seine Vorgängerin.
"Revolution und Innovation würde ich vom deutschen Fernsehen nicht erwarten."
Der Trick bei Talkshows: Sie werden als Informationssendungen verkauft, sind aber eigentlich Unterhaltungssendungen, so Peter Vorderer. Dazu sei die Situation am Sonntagabend sehr speziell: Das Publikum hat sich beim Tatort unterhalten, jetzt sei eigentlich noch einmal Zeit für etwas Politisches, allerdings auch nicht zu politisch. Es ist also eine Gratwanderung: Politische Informationen liefern, damit der Programmauftrag erfüllt wird und dabei so sympathisch rüberkommen, dass das Tatortpublikum nicht vergrault wird. Peter Vorderer glaubt, dass Anne Will dem gewachsen ist. Auch weil sie das in der Vergangenheit schon bewiesen habe.