Grünes GewölbeKunstraub: Zerstört ist der Schmuck besser verkäuflich
Der Schatz ist weg. Was können die Diebe mit dem Schmuck aus dem Grünen Gewölbe in Dresden anfangen? Für den Kunstexperten Stefan Koldehoff ein Fall mit Seltenheitswert.
Zwar wurden die Diebe im Grünen Gewölbe in Dresden gefilmt, aber viele Schmuckstücke von unschätzbarem Wert sind nun trotzdem weg. Gestohlen wurden elf Objekte und zwei Teilstücke verschiedener Objekten und eine Gruppe von Rockknöpfen – diamantbesetzt und überwiegend aus dem 19. Jahrhundert.
Das Museum dokumentiert seine Verluste hier. Am 25.11.2019 hielt es eine Pressekonferenz ab. So ein Diebstahl historischer Schmuckstücke ist eine Seltenheit, sagt der Kunstexperte Stefan Koldehoff.
"Erstaunlicherweise habe ich relativ wenige Fälle in Erinnerung, bei denen es tatsächlich um Kulturgüter wie Diamanten Silber oder Gold geht. Bisher wurde immer geklaut, was einen bestimmten Namen hatte: Rembrandt, van Gogh, Renoir."
Verkaufen – auf legalem Weg – können die Diebe die wertvollen Stücke jedenfalls nicht, meint Stephan Koldehoff. Diese sind inzwischen in den entscheidenden Datenbanken gemeldet. Theoretisch könnten die Diamanten aus den einzelnen Schmuckstücken ausgebrochen und dann weiterverwendet werden, das hänge nun ganz von den Interessen der Diebe ab.
"Wenn es ums Material ging, sind die Sachen vielleicht längst auseinandergebrochen und ins Ausland geschafft."
Da die Steine nicht laser-markiert sind, können sie auf einem Schwarzmarkt, wo es nur um die Diamanten als Material geht auch verkauft werden. Stefan Koldehoff erinnert an den Diebstahl einer riesigen Goldmünze in Berlin.
Die Ermittler gehen davon aus, dass diese Münze längst zersägt und umgeschmolzen wurde. Eine ähnliche Befürchtung gibt es jetzt für die Edelsteine aus Dresden. Für eine vollständige Rückführung der gestohlenen Objekte gibt es ohnehin nur eine bis zu zehnprozentige Wahrscheinlichkeit.
"Mehr als 8 bis 10 Prozent wird nach Kunstdiebstählen nicht wiedergefunden."
Denkbar ist für Stefan Koldehoff, dass die Diebe das Museum in Zukunft erpressen, dass sie den Schmuck im Auftrag gestohlen haben, oder dass sie das Diebesgut in der Unterwelt als Währung einsetzen.
Hinweis: Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben ihre Angaben zu den gestohlenen Stücken inzwischen präzisiert. In einer vorherigen Fassung dieses Textes waren wir noch von einer deutlich größeren Zahl gestohlener Objekte ausgegangen.