DresdenGrünes Gewölbe: Keine Spur von den Juwelendieben
Am 25. November 2019 brechen zwei Unbekannte früh morgens in das Grüne Gewölbe in Dresden ein. Mit einer Axt zerschlagen sie eine Vitrine und lassen gut zwei Dutzend Schmuckstücke aus dem 18. Jahrhundert mitgehen. Bis heute gibt es keine heiße Spur.
Als die Polizei kommt, sind die Diebe längst weg. Und auch gut einen Monat nach dem spektakulären Raub weiß niemand, wer die Täterinnen oder Täter sind. Obwohl seitdem über 1.000 Hinweise bei der Polizei eingegangen sind. Auch über den Verbleib der Schmuckstücke, darunter der weiße Adlerorden von August dem Starken, ist nichts bekannt. Dass die Polizei die Schmuckstücke wiederfindet, hält Stefan Koldehoff aus der Kulturredaktion des Deutschlandfunks für unwahrscheinlich. Ebenso, dass die Täter gefunden werden.
"Die Sachen wiederzufinden ist im Moment ein frommer Wunsch."
Das Problem: Es geht den Tätern nicht darum, die Kunststücke zu erhalten, sondern nur um das Material, also die Diamanten, Brillanten und Edelsteine, aus denen die Schmuckstücke gefertigt sind. Die Einzelstücke könnte man zwar auch noch an ihren Schliffen erkennen, weil jede Zeit eine bestimmte, typische Art hatte, Edelsteine zu schleifen. Aber die Steine lassen sich umschleifen. Dabei entsteht dann zwar ein kleiner Wertverlust, aber es sorgt auch dafür, dass die Steine nicht mehr wiedererkannt werden können. Das Gleiche gilt für das in den Schmuckstücken verarbeitete Gold. Wird es eingeschmolzen, sind alle Spuren, die auf die Herkunft weisen, zerstört.
Um vielleicht doch noch die Original-Schmuckstücke zurückzuerhalten, hat ein anonymer Kunstmäzen jetzt 1,3 Millionen Euro geboten. Bereits kurz nach dem Raub hatten auch die Dresdner Museen bereits 500.000 Euro Belohnung geboten, falls der Schmuck zurückgebracht wird. Gemeldet hat sich daraufhin aber niemand.
"Ich glaube, dass das nicht lukrativ ist. Ich glaube, dass die, die drin waren, tatsächlich nur Handlanger waren. Nur diejenigen, die das ausgeführt haben."
Ohnehin glaubt Kulturredakteur Stefan Koldehoff, dass die Diebe nur Handlanger waren mit dem Auftrag, die Beute abzuliefern. Sie könnten die Schmuckstücke also gar nicht mehr zurückgeben. Es ist auch nicht sicher, ob die Beute überhaupt noch in Deutschland ist. Denn viele Diebstähle dieser Art wurden in der Vergangenheit vom Balkan aus organisiert.
Museen brauchen neue Sicherheitskonzepte
Stefan Koldehoff hält es für möglich, dass solche Diebstähle in Zukunft häufiger vorkommen. Und zwar ähnlich wie im Grünen Gewölbe in Dresden mit der "Zack, bumm, brutal rein"-Methode. Es werde kein Wert mehr darauf gelegt, so einen Coup irgendwie besonders elegant aufzuziehen. Oft ist bekannt, wie lange es dauert, bis die Polizei kommt, weil Leute aus den Museen mit involviert sind und Tipps zu den Abläufen im Museum geben. Dann geht es nur noch darum, den kurzen Spielraum von wenigen Minuten auszunutzen, in der Zeit so viel wie möglich mitzunehmen und mögliche Spuren mit Löschschaum zu verwischen.
Für die Museen heißt das, neue Sicherheitsstandards zu etablieren. Im Falle des Grünen Gewölbes hat zum Beispiel eine einfache Google-Recherche gereicht, um herauszufinden, aus welchem Sicherheitsglas die Vitrinen gefertigt worden sind. Das darf natürlich nicht sein. Außerdem müssen gut sichtbare Abwehrmaßnahmen wie Gitter oder Kameras installiert werden.
"Da sind aber oft die Kuratoren dagegen, weil die sagen, das macht uns unsere schönen Museumsräume und unsere schönen Vitrinen kaputt."
Wenn mutmaßliche Täterinnen und Täter wissen, dass sie zum Beispiel auch direkt gefilmt werden können und nicht nur schräg von oben, hat das Studien zufolge eine abschreckende Wirkung. Maßnahmen, die aus ästhetischen Gründen bei den Kuratierenden der Ausstellungen nicht gut ankommen. Von solchen Bedenken, so Stefan Koldehoff, wird man sich wohl verabschieden müssen.