GottesdiensteWie sich die Kirchen auf Weihnachten vorbereiten
Auch wenn es oft mehr Tradition als Glauben ist – an Weihnachten sind die Gottesdienste jedes Jahr so voll wie an keinem anderen Tag. Deshalb bereiten sich die Kirchen schon seit Sommer auf das Corona-Weihnachten vor - mit teilweise kreativen Konzepten.
Die Enttäuschung an Ostern dieses Jahres saß tief: Das größte Fest im Kirchenjahr und es durften keine Gottesdienste gefeiert werden. Wenn es also schon nicht an Ostern geklappt hat, dann sollte Weihnachten umso feierlicher werden. Denn das ist immerhin das Fest, an dem ein Fünftel aller Kirchemitglieder noch in die Kirche gehen – so viele wie an keinem anderen Tag, sagt Christiane Florin aus der Dlf-Kulturredaktion. Das war zumindest die Hoffnung im Frühjahr. Doch dann hat es sich schnell abgezeichnet, dass es auch an Weihnachten nichts mit einem normalen Gottesdienst in der Kirche werden würde.
"Wenn Menschen nur einmal im Jahr in den Gottesdienst gehen, dann gehen sie an Weihnachten und nicht an Ostern."
Die Planungen vom Sommer wurden deshalb bald schon wieder auf den Haufen geworfen und so mussten neue Konzepte her, die den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern nicht nur Sicherheit geben, sondern auch so viele wie möglich ansprechen.
Weniger Menschen, kürzere Gottesdienste
Grundsätzlich sind bei der Planung für den Weihnachtsgottesdienst verschiedene Trends zu erkennen, berichtet Christiane Florin. Zum einen sollen mehr Gottesdienste stattfinden, die dafür aber kürzer sind. Im Kölner Dom wird es beispielsweise vier Christmetten zwischen 18 und 24 Uhr geben, in der jeweils maximal 250 Menschen zugelassen sind. Ein weiterer Trend geht in Richtung mehr Übertragungen durch Radio und Fernsehen, so zum Beispiel die Christvespern der Dresdner Frauenkirche.
"Es wird mehr Gottesdienste geben, die sind dafür aber kürzer."
Andere Kirchen planen, viele ihrer Gottesdienste draußen stattfinden zu lassen. Bezüglich der Frage um den Gesang, der wegen der Verbreitung der Aerosoele dabei aber auch wegen der stimmungsvollen Atmosphäre an Weihnachten eine große Rolle spielt. Es gibt die Überlegung, dass man einzelne Musikerinnen und Musiker singen und spielen lässt. Diese Konzerte könnten auch aufgezeichnet werden, die dann mit einer Videoleinwand an verschiedenen Orte gezeigt werden könnten.
"Es gibt die Überlegung, dass man einzelne Musiker und Musikerinnen singen und spielen lässt, das vielleicht auch aufzeichnet und das dann auf dem Anhänger durchs Dorf fährt. Also man ist schon kreativ."
Gottesdienst für Zuhause
Für die Menschen, die lieber jegliche Menschenansammlungen vermeiden wollen, haben die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche zusammen eine ökumenische Hausliturgie unter dem Motto "Gott bei euch!" zum Downloaden erstellt. Das Faltblatt enthält Liedtexte mit Noten, kurze Bibeltexte, das Weihnachtsevangelium und einen Segenstext. Das sei einerseits nichts Neues und erinnere an eine Biedermann-Weihnacht, könne aber vielleicht auch dazu beitragen, diese Form des Weihnachtenfeierns wieder zu beleben, sagt Christiane Florin.
Gottesdienste sind für die Alleinbleibenden
Ob die Bemühungen der Kirche dazu beitragen können, das Weihnachtsfest so normal und traditionell wie möglich zu gestalten, kann kaum vorhergesagt werden, denn normal sind die Zeiten eben nicht.
Für viele Familien wird das Fest aufgrund der Lockerungen um die Feiertage dennoch vermutlich kaum anders ablaufen. Doch es gibt auch die Menschen, die bereits in den vergangenen Jahren das Weihnachtsfest alleine verbracht haben und für die der Gottesdienst eine wichtige soziale Rolle spiele, sagt Christiane Florin.
"Eine Gruppe, die die Kirchen besonders im Blick haben müssen und für die die Gottesdienste bisher auch an Weihnachten wichtig gewesen sind, sind ja die, die keine Familie haben."
Genau für diese Gruppe sind die Angebote der Kirche eine wichtige Möglichkeit, das Weihnachtsfest zumindest teilweise in einer Gemeinschaft feiern zu können.