Google, Apple und CoEin bisschen App gegen viel Online-Sucht
Online-Sucht, Smartphone-Sucht: Die Tech-Konzerne fürchten Klagen und teure Urteile – jedenfalls in den USA. Mit Apps wollen sie vorbeugen.
Für manchen ist die Smartphone-Nutzung wie eine Sucht. Googles neues Android-Betriebssystem bietet daher Zeitlimits, auch Facebook und Apple führen Alarmfunktionen ein. Die Anbieter wollen damit Klagen zuvorkommen.
Tech-Konzerne: Apps gegen Online-Sucht aus Angst vor Klagen
Digital Wellbeing nennt sich die neue Android-App von Google. Das Ziel widerspricht eigentlich den Geschäftszielen des Konzerns: Digital Wellbeing soll Nutzern helfen, nicht zu oft und zu lange am Smartphone rumzuhängen. Dabei sollten sie doch eigentlich so lange wie möglich Werbeanzeigen angucken und Daten zur besseren Platzierung dieser Anzeigen preisgeben – wie beim Konkurrenten Facebook beispielsweise auch.
Vergleichbare Pläne hat Apple auch mit dem neuen iOS. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Ilka Knigge hat sich diesen Trend genauer angeschaut. Ilka hat zunächst einen Blick auf Googles Digital Wellbeing geworfen. Das sind die Eigenschaften der App:
- Sie listet auf, wieviel Zeit ihr mit dem Smartphone verbringt – aufgeschlüsselt nach Apps.
- Sie zählt, wie oft ihr das Smartphone in die Hand nehmt.
- Die App kommt für alle Android Smartphones im Herbst 2018.
Bei Apple heißt die entsprechende App ScreenTime und hat ähnliche Funktionen. Mit ihr können die User insbesondere auch ihre Facebook-Nutzung gezielt einschränken. Diese App kommt bei Apple mit dem neuen iOS 12 im September 2018.
Apps gegen Online-Sucht nicht neu
Facebook führt eine Alarmfunktion ein. User können selbst Zeitlimits setzen und Benachrichtigungen für eine bestimmte Dauer stummschalten. Ilka findet diese Idee an sich nicht wirklich neu. Sie kontrolliert mit einer anderen App ihre Smartphone-Pick-Ups - also wie oft sie es in die Hand nimmt. Auch die Gesamtnutzung wird je nach Stundenzahl eingestuft.
Google und Apple wollen sich mit den neuen Apps vor Klagen und vor Image-Schäden schützen und vielleicht auch ein bisschen der Konkurrenz – Stichwort Facebook – schaden.
Politiker fordern bessere Präventionsarbeit
Politiker fordern immer wieder bessere Präventionsarbeit gegen Smartphone-Sucht. Entsprechend äußerte sich die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler. Sie bezog sich auf die sogenannte Blikk Medien-Studie 2016. Im US-Senat fordern aktuell die Vorsitzenden der Ausschüsse für Gesundheit und Technologie, die US-Gesundheitsbehörde solle dazu forschen.
Investoren von Google und Co. treiben handfeste ökonomische Sorgen um. Sie fürchten Sammelklagen, weil es immer mehr Smartphone-Abhängige gibt, die Firmen aber wenig Präventionsarbeit leisten. Sammelklagen sind in den USA ein beliebtes Rechtsmittel für Verbraucher, ihre Rechte durchzusetzen.
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