WirtschaftDie Folgen der Globalisierung
Globalisierung – einige halten sie für einen großen Fortschritt, andere sehen sie als Ursache für negative Entwicklungen, beispielsweise die moderne Sklaverei. Der Wirtschaftswissenschaftler Karl-Heinz Paqué und der Politikwissenschaftler Roland Benedikter analysieren die Globalisierung in ihren Vorträgen.
Bis etwa 1990 war die Welt in zwei Blöcke geteilt: kommunistische und sozialistische Länder mit planwirtschaftlichen Konzepten und eigenen Märkten, und kapitalistische oder marktwirtschaftliche, zu denen damals auch Westdeutschland gehörte, die sich einem offenen kapitalistischen Marktzugang verschrieben hatten.
Dann fiel die Mauer zwischen Ost und West und die Globalisierung nahm ihren Lauf. Mit allen Vor- und Nachteilen bis hinein in die Coronavirus-Pandemie, die selbst Teil und Folge der Globalisierung ist. Der Volkswirt Karl-Heinz Paqué spricht die Nachteile der Globalisierung in seinem Vortrag an.
Deutschland habe sich abhängig gemacht
Karl-Heinz Paqué stellt die These auf; durch die Globalisierung habe sich Deutschland auf bestimmten Gebieten abhängig gemacht, unter anderem von China. Beispielsweise als es um Hilfe bei der Versorgung mit Masken und Schutzkitteln ging.
"Wir waren einfach nicht vorbereitet, weil alle Puffer, die man vielleicht im Kalten Krieg noch vorgehalten hat, längst nicht mehr da sind."
China habe deshalb unsere Fehler wettgemacht und Masken geliefert – ergänzt der zweite Redner, der Soziologe und Politikwissenschaftler Roland Benedikter. Genau das habe der kommunistische Staat seinen Bürgern bei dieser Gelegenheit auch wieder eingeimpft: Dass Chinas System besser funktioniere als unser westliches.
Gefahr der "Versklavung"
Roland Benedikter spricht von einer großen "Versklavung" der Menschheit, wenn die Macht Chinas in etwa dreißig Jahren noch größer sei. Schon jetzt strecke die chinesische Partei ihre Fühler nach Afrika und auch über die Seidenstraße bis hin zu uns aus. Gerade über elektronische Medien wie das Internet sei eine andere Form der "Sklavenhaltung" möglich.
"Im Jahr 2050 wird ein Viertel der Menschheit versklavt werden - faktisch 24 Stunden am Tag."
Kurz vor dem Jahreswechsel feierte die Europäische Union ein neues Investitionsschutz-Abkommen mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi. Es soll westlichen Unternehmen einen leichteren Zugang zum chinesischen Markt gewährleisten.
Investitionsschutz-Abkommen trotz Menschenrechtsverletzungen
Einige Beobachter äußern sich kritisch dazu – allen voran Menschenrechtler. Von einem Ausverkauf des höchsten europäischen Wertes ist die Rede. Denn die Menschenrechte werden nicht nur gegenüber den Uiguren mit Füßen getreten, Beispiele wie Hongkong, Taiwan und viele weitere kommen hinzu.
Die Vorträge:
Karl-Heinz Paqué ist aktuell Bundesvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung und war von 2002 bis 2006 Finanzminister von Sachsen-Anhalt. Er lehrt und forscht an der Universität Magdeburg internationale Wirtschaftswissenschaften.
Roland Benedikter ist Soziologe und Politikwissenschaftler. Zurzeit wirkt er als Gastwissenschaftler für multidisziplinäre Politikanalyse am Willy-Brandt-Zentrum der Universität in Breslau. Die beiden haben am 2. Dezember 2020 innerhalb der Veranstaltungsreihe "Menschenwürde, Menschenrechte, Selbstbestimmung und Autonomie in Krisenzeiten" gesprochen. Ihr Thema: "Heilsbringer oder Teufelszeug? Herausforderungen der Globalisierung und die Zukunft der Weltwirtschaftsleistung".
Es handelt sich um eine Kooperationsveranstaltung der Mannheimer Abendakademie und der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit/ Reinhold-Maier-Stiftung.