Gleichberechtigung auf der ToilettePissoirs für Frauen
Als Frau in einem Klub oder auf einem Festival auf eine öffentliche Toilette zu gehen, ist meistens kein Spaß: ewig lange Schlangen, der Klodeckel ist schmutzig und das Klopapier leider schon alle. Das muss sich ändern, fand Laila Ölvedi, und hat sich das Missoir – eine Art Pissoir für Frauen – ausgedacht.
Auf dem Gelände des Berliner Künstlerkollektivs Disko Babel steht bereits das erste Pissoir für Frauen, auch Missoir genannt – es ist ein erster, sehr einfacher Prototyp. Laila Ölvedi hat das Konzept für diese Toilette entwickelt, bei der auch Frauen im Hocken pinkeln können. Das Pissoir für Frauen sieht von außen aus wie ein bunt bemaltes Gartenhäuschen, sagt unsere Reporterin Anna Neifer. Sie ist zum Disko-Babel-Gelände gefahren, um sich die neuartige Toilette anzusehen.
"Ich war früher viel feiern. Als ich da so lange in den Warteschlangen an der Toilette gestanden habe und die Männer an mir vorbeigegangen sind ans Pissoir, habe ich gedacht: Mmh? Warum haben wir denn eigentlich kein Pissoir?"
Über eine Rampe betritt unsere Reporterin Anna das Innere des Klohäuschens. Auf dem Boden sind nebeneinander drei Gitter eingelassen. Frauen, die pinkeln wollen, stellen sich genau über das Gitter, gehen dann in die Hocke, halten sich, wenn sie wollen an einer Bambusstange fest, die direkt vor ihnen angebracht ist – und dann kann es losgehen.
Weniger Privatsphäre beim Pinkeln
Einige Dinge, die wir von einer konventionellen Toilette gewohnt sind, fehlen hier aber. Zum Beispiel gibt es keinen Sichtschutz zwischen den Plätzen, auf denen man nebeneinander pinkeln kann. Das heißt, wenn mehrere Frauen gleichzeitig auf Toilette gehen wollen, dann können sie sich – genauso wie Männer am Pissoir – dabei (zu)sehen.
Klo ohne Wasserspülung
Eine Wasserspülung können Besucherinnen dieses Klos auch lange suchen, die fehlt nämlich. Unter dem Gitter, durch das eine weibliche Toilettenbesucherin pinkelt, befindet sich eine Rinne, die direkt mit der Kanalisation verbunden ist. Dadurch ist dieses sogenannte Pissoir für Frauen auch wassersparender als eine konventionelle Toilette.
"Also dieses Klischee, das Frauen nur zu zweit aufs Klo gehen, stimmt einfach nicht. Und die gehen erst recht nicht zu dritt aufs Klo. Und erst recht nicht, wenn man sich gegenseitig zugucken kann."
Außerdem könnten Pissoirs für Frauen auch dafür sorgen, dass sich nicht so lange Schlangen an den Toiletten bilden. Der Sanitätsforscher Mete Demiriz, der an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen gelehrt hat, hat in einer Studie herausgefunden, dass Frauen im Durchschnitt drei bis fünf Minuten auf einer öffentlichen Toilette verbringen. Grund dafür ist, dass sie die Klobrille mit Toilettenpapier auslegen. Weil bei einem Pissoir die Klodeckel komplett fehlen, könnten Frauen schneller mit ihrem Toilettengang fertig sein.
"Die Entscheider sind Männer, die einfach an die Wirtschaftlichkeit der Herstellung denken. Jedes Frauenurinal, das man mehr anbringen will, ist ein Klosett weniger in den Damentoiletten. Das bringt keinen Gewinn."
Bequemer und hygienischer
Der Berliner Senat hat schon 2017 ein Toilettenkonzept beschlossen, das auch Urinale für Frauen als öffentliche Toiletten vorsieht. Denn auch Frauen sollen bequemer im Stehen pinkeln können, allerdings funktioniert das nicht mit den üblichen Urinalen, die auf den Toiletten für Männern hängen. Es gibt aber bereits Modelle, an denen auch Frauen im Stehen pinkeln könnten.
Kostenlose Pissoirs für Männer und Frauen
Im Berliner Toilettenkonzept steht auch, dass "aus Sicht der Gleichstellung (...) Pissoirs allein nicht akzeptabel (sind)". Der Plan: Überall dort, wo es kostenlose Pissoirs für Männer gibt, soll es in Zukunft auch für Frauen möglich sein, kostenlos auf die Toilette zu gehen.
Leila Ölvedi will nicht mehr so lange warten: Sie hat eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um ihre eigene Idee zu verwirklichen. Vergangenen Sommer war sie mit einer mobilen Variante ihres Pissoirs für Frauen auf dem Garbicz Musik-Festival in Polen unterwegs.