ZweifarbenpitohuiIn Papua-Neuguinea lebt der giftigste Vogel der Welt
Von Schlangen, Skorpionen und auch Spinnen wissen wir, dass sie giftig sind. Vögel können es aber auch sein. Unter den insgesamt rund 10.700 Vogelarten ist weltweit etwa eine Handvoll giftiger Vögel bekannt. Der giftigste von ihnen ist der Zweifarbenpitohui in Papua-Neuguinea.
Als US-amerikanische Ornithologen in den 1990er-Jahren die Vögel in den Regenwäldern von Papua-Neuguinea erforschen wollten, stießen sie durch Zufall auf den weltweit giftigsten Vogel – ohne es zu wissen.
In eines der Fangnetze, die die Forschenden dort aufgehängt haben, hat sich ein etwa 25 Zentimeter großer Vogel mit einem leuchtend orange-schwarzen Gefieder verfangen: der Zweifarbenpitohui.
Durch Zufall den giftigsten Vogel entdecken
Als der Ornithologe den Vogel aus dem Netz befreien wollte, hat dieser den Forscher mit seinem Schnabel an der Hand verletzt. Der Ornithologe leckte die Wunde ab und nahm sofort danach einen brennenden, bitteren Geschmack in seinem Mund wahr. Auch seine Wunde wurde taub.
Daraufhin rupfte er dem Vogel eine Feder aus und leckte auch sie ab. Und auch dieses Mal wurde seine Zunge taub. Für die Forschenden war damit klar: Manche Körperteile des Zweifarbenpitohui enthalten eine Art Betäubungsgift.
"Der Vogel selbst ist schon seit Langem bekannt. Dass er giftig ist, wurde erst 1990 entdeckt."
Spätere Analysen von verschiedenen Körperteilen der Pitohuis bestätigten: Sowohl in den Federn als auch der Haut und Muskulatur des Vogels steckt das starke Toxin namens Homobatrachotoxin.
Es ist eines der stärksten Gifte, kommt in den Körperteilen des Zweifarbenpitohui aber nur in einer Dosis vor, die für Menschen bei kurzem Kontakt mit einer verletzten Hautstelle nicht wirklich gefährlich ist, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte Mario Ludwig. Zu einer Vergiftung könnte es nur kommen, wenn man größere Mengen Pitohuifleisch isst.
Die indigene Bevölkerung von Neuguinea nennt den Zweifarbenpitohui deshalb auch "Abfallvogel". Das Fleisch von Vögeln ist auf Neuguinea eine gängige Speise – den Pitohui lassen sie dabei gerne aus. Dessen Fleisch sei bitter und brenne im Mund wie Chili. Er sei deshalb ungenießbar.
Käfer fressen und giftig werden
Das Gift nimmt der Vogel über seine Nahrung zu sich. Dafür fressen die Pitohuis gezielt die giftige Käferart Choresine pulchra, wie Magenanalysen gezeigt haben. Die Käfer soll das Gift eigentlich vor Fressfeinden schützen, dem Vogel macht es allerdings nichts aus. Je mehr er von dem Käfer frisst, desto giftiger ist der Vogel.
Das Gift in den Federn und der Haut des Zweifarbenpitohui schützt sein Gefieder zudem vor Parasiten wie Läusen, Flöhen oder Milben. Eine Studie von Forschenden der University of Utah zeigt auch, dass Pitohuis im Vergleich mit anderen Vögeln deutlich weniger Parasiten haben, die zum Beispiel Malaria verursachen können.
Auch die Wachtel kann gefährlich sein
Bei uns in Deutschland macht die Wachtel es ähnlich. Isst sie giftige Schierlingssamen, produziert sie in ihrem Muskelfleisch ein Gift, das ihr selbst nicht schadet, aber denjenigen, die ihr Fleisch essen. Diese Wachtelvergiftung kann im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden, weil das Gift für eine Auflösung der quer gestreiften Muskulatur und des Herzmuskels sorgen kann. Die Schierlingssamen essen Wachteln allerdings eher selten.