GesundheitWie es ist, auf Alkohol zu verzichten

Der komplette Verzicht auf Alkohol – das ist die neue Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Denn auch in Maßen ist Alkohol schlecht für die Gesundheit. Alexandra Niehaus verzichtet seit mehr als vier Jahren auf alkoholische Getränke. Sie fühlt sie sich seitdem freier.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat ein neues Positionspapier zum Thema Alkohol veröffentlicht. Die Empfehlung lautet: Wir sollten auf alkoholische Getränke verzichten. Grundsätzlich. Denn die Daten zeigen, dass es keine risikofreie Menge für einen unbedenklichen Alkoholkonsum gibt, so die DGE.

Wie so ein Komplettverzicht gelingen kann, weiß Alexandra Niehaus. Seit viereinhalb Jahren trinkt sie keinen Alkohol mehr. Auch beruflich beschäftigt sie das Thema: Sie ist Suchtberaterin und arbeitet für eine Anti-Alkohol-Coachin.

Die Empfehlung lautet: kein Alkohol, auch nicht in Maßen

Kein Alkohol ist für Alexandra Niehaus kein Problem. "Ich habe total viel Spaß und bin sehr glücklich ohne Alkohol." Sie hat bewusst mit dem Alkoholtrinken aufgehört, weil sie viel konsumiert hat. Der Alkohol stärkte das Selbstbewusstsein und machte locker. Irgendwann trank sie auch, um Stress abzubauen. "Aber ich habe immer funktioniert", sagt Alexandra Niehaus.

Dennoch wollte sie irgendwann einen Cut. Ihr war klargeworden, wie wenig sie den Konsum unter Kontrolle hat. Auch wurde sie launischer und es kamen Angstgefühle dazu. "Wie eine dunkle Wolke über mir, die irgendwie immer größer wurde", erinnert sie sich.

"Ohne Alkohol ist es keine Qual, sondern es bedeutet Freiheit."
Alexandra Niehaus, Anti-Alkohol-Coachin

Weniger zu trinken funktionierte nicht, deshalb entschied sie sich für den komplette Alkoholverzicht. Das klappte, weil Alexandra Niehaus eine neue Perspektive für sich gewinnen konnte. Nämlich: Der Verzicht bedeutet Freiheit.

Auf Alkohol zu verzichten, dieser Empfehlung schließt sich Helmut Seitz an. Der Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie forscht zum Thema Alkohol.

"Alkohol ist ein Zellgift. Alkohol trägt zu 200 Erkrankungen bei."
Klickt auf Play, um das ganze Gespräch mit dem Alkoholforscher Helmut Seitz zu hören.

Alkohol ist ein Zellgift, so Helmut Seitz. Er erinnert daran, dass der Konsum das Risiko für verschiedensten Erkrankungen erhöht: Dazu gehören Krankheiten der Leber, aber auch Bluthochdruck, Brustkrebs oder auch Dickdarmkrebs.

Lange jedoch galt die Annahme, dass geringe Alkoholmengen bekömmlich seien – zum Beispiel das bekannte Glas Rotwein täglich. Schuld daran seien unter anderem auch ältere Studien, die nicht gut angelegt gewesen seien, so Helmut Seitz.

Hinzu komme, dass die Alkohol-Lobby diese Studien insbesondere in den 1990er-Jahren und den frühen 2000er-Jahren populär gemacht habe. "Diese Studien sind heute vom Tisch gefegt", sagt der Mediziner. Neue Studien und Meta-Analysen zeigten, dass Alkohol in jeder Dosierung ein Gift bleibe.

Alkohol als Gesundheitsrisiko

Dass jeder Alkohol ein Risiko für die Gesundheit darstellt, bedeute wiederum nicht, dass man krank werden muss, wenn man gelegentlich und in geringen Mengen Alkohol trinkt.

Mit Alkoholkonsum solle stets eine Risikoabschätzung einhergehen. "Wenn sie gelegentlich ein Glas Wein trinken, dann wird das Risiko sehr klein sein, wenn sie nicht eine Lebererkrankung anderer Ursache oder hohen Blutdruck haben", sagt Helmut Seitz.

Dennoch: Alle, die nicht auf Alkohol verzichten wollen, sollten den Konsum drastisch reduzieren, empfiehlt der Arzt.