Gesunde ErnährungDie Mischung macht's

Antientzündliche Ernährung trendet. Lebensmittel wie Zucker und Weißmehl gelten dabei als Tabu. Knoblauch und Ingwer sollen hingegen Wunder bewirken. Das Problem: Solche Anleitungen nehmen oft nicht die gesamte Ernährung in den Blick.

In den sozialen Netzwerken gibt es viele Tipps zu antientzündlicher Ernährung. Dabei kursieren lange Listen mit Lebensmitteln, die Entzündungen entweder fördern oder abschwächen sollen. Allein die richtige Ernährung soll gegen chronische Entzündungen im Körper helfen – so der Mythos.

"Entzündungen nutzt unser Immunsystem zur Abwehr, aber sie sollten vorübergehend sein – nicht permanent."
Antje Sieb, Medizinjournalistin

Antje Sieb ist Medizinjournalistin und studierte Ernährungswissenschaftlerin. Sie warnt vor Trends, die durch das Weglassen oder Fokussieren auf einzelne Lebensmittel eine gesunde Ernährung versprechen.

Sie macht deutlich: Es stimmt, dass Entzündungen im Körper nicht permanent vorhanden sein sollten. Vorübergehend sind sie allerdings normal, denn durch Entzündungen wehrt sich der Körper etwa gegen Krankheitserreger.

Chronische Entzündungen können Krankheiten begünstigen

Die Studienlage zu antientzündlicher Ernährung ist noch unklar, sagt die Expertin. Relativ sicher sei sich die Forschung allerdings darin, dass dauerhafte Entzündungen bei einigen verbreiteten Krankheiten wie Diabetes und Krebs oder auch sogenannten chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma oder bestimmten Darmerkrankungen eine Rolle spielen.

Grundsätzlich wird bei einer antientzündlichen Ernährung nicht viel anderes empfohlen, was sowieso als gesund gilt: Wenig Fleisch, viel Gemüse und Obst, Vollkorn (aufgrund der Ballaststoffe), gesunde Fette, regelmäßig Fisch, frische Kräuter und Gewürze.

"Nicht nur Ernährung kann Entzündungen fördern. Sondern auch Stress, oder zu wenig Bewegung. Also ist das was wir essen, immer nur ein Faktor unter vielen."
Antje Sieb, Medizinjournalistin

Bestimme Lebensmittel tauchen auf den Listen immer wieder auf: So sollen Knoblauch, Ingwer, Kurkuma, Zwiebel und Beeren vor allem gegen Entzündungen helfen. Antje Sieb betont, dass es weniger auf einzelne Lebensmittel ankommt als vielmehr auf eine generell abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung. Das sei wichtiger, als jeden Tag Ingwer zu essen.

Schließlich kommt es nicht nur auf die Ernährung an: Auch Stress und zu wenig Bewegung können in unserem Körper Entzündungen befördern. Aus Sicht der Expertin ist das Problem solch spezifischer Ernährungstipps, dass wir am Ende zu viele Dinge weglassen, die vermeintlich schlecht für uns sind und so in eine einseitige Ernährung rutschen – die überhaupt nicht so gesund für uns ist.

Nutzen bei bestimmten Krankheiten noch unklar

Es gibt Hinweise darauf, dass eine antientzündliche Ernährung sinnvoll sein könnte. In Studien haben Menschen, die sich so ernähren, oft ein geringeres Risiko für Erkrankungen wie Krebs oder Herzkreislauferkrankungen. Doch es fehlt an Studien, die die Auswirkungen einer Ernährungsumstellung bei spezifischen Krankheitsbildern untersucht haben.

Bei einigen Erkrankungen gibt es allerdings in den Behandlungsleitlinien auch Ernährungsratschläge. In der Regel handelt es sich dabei aber nicht nur um antientzündliche Ernährung. Denn viele Fachleute glauben zwar schon, dass bei manchen Erkrankungen, wie etwa Darmerkrankungen, eine antientzündliche Ernährung sinnvoll sein könnte, aber für wissenschaftlich basierte Empfehlungen ist oft noch nicht genug bekannt.

"Wenn du konkrete Nahrungsmittel nicht verträgst oder allergisch drauf reagierst, dann bringt eine Ernährungsumstellung viel – da können die Beschwerden weg sein."
Antje Sieb, Medizinjournalistin

Einzelne Lebensmittel wegzulassen macht vor allem Sinn, wenn wir eine Lebensmittelunverträglichkeit haben. Dann kann sich ein Verzicht sehr positiv auf die Symptome auswirken.

Statt sich für eine grundsätzlich gesunde Ernährung an endlose Listen zu klammern, rät die Expertin dazu, sich ausgewogen zu ernähren. Bei konkreten Beschwerden oder einer Erkrankung, rät sie zu einer professionelle Ernährungsberatung. Bei einigen Erkrankungen beteiligt sich die Krankenkasse auch an den Kosten, wenn ein Rezept von der Ärztin vorliegt.