Madeleine Henfling nach Rausschmiss aus Landtag"Das sind Pflichtsitzungen - ich kann keinen Mutterschutz nehmen wie andere"
Weil sie mit Baby im Thüringer Landtag erschienen ist, wurde die Grünen-Politikerin und junge Mutter Madeleine Henfling von der Sitzung im Landtag ausgeschlossen. Im Interview sagt Henfling: "Ich war schon ein wenig schockiert, dass das so ausgegangen ist". Auf sich beruhen lassen will sie die ganze Sache auf keinen Fall.
Zunächst hatte Christian Carius, Thüringens Landtagspräsident, der Abgeordneten Madeleine Henfling und zwei anderen Müttern noch zu ihrem Kinderglück gratuliert, ihr dann aber mit Baby die Teilnahme an der ersten Landtagssitzung nach der parlamentarischen Sommerpause in Erfurt verwehrt. Babys hätten im Plenarsaal nichts zu suchen, so die Begründung.
Elternzeit bei Abgeordneten ein Problem
Dass Henfling ihren Sohn überhaupt in die Pflichtsitzung mitgenommen habe, sei dem Umstand geschuldet, dass sie als Abgeordnete den Mutterschutz nicht so nehmen könne, wie andere Frauen das tun, sagt sie.
"Als Abgeordnete habe ich nicht die Möglichkeit, den Mutterschutz so zu nehmen, wie das andere Frauen können, weil das Pflichtsitzungen sind im Landtag, an denen ich teilnehmen muss."
Mit ihrem Rausschmiss habe Madeleine Henfling nicht gerechnet. Sie sei davon ausgegangen, dass der Landtagspräsident für diese Sitzung eine Ausnahme zulassen würde und man sich für die kommenden Wochen auf eine Regelung einigen würde.
Henfling sei auch nicht die einzige Frau mit kleinem Kind, sagt sie. Auch sei das Thema bereits im Vorfeld angesprochen worden.
"Ich hatte auch schon in den letzten Wochen angemerkt, dass ich es zumindest für die Abstimmung wichtig fände, dass man das Kind mit rein nehmen kann."
Den Ausschluss aus dem Plenarsaal begründete Christian Carius mit dem Verweis auf die Geschäftsordnung. Diese regelt, wer Zutritt haben darf und bei welchen Personen es die Zustimmung des Landtagspräsidenten braucht. Demnach seien im Plenarsaal keine Babys erlaubt.
Doch die Geschäftsordnung lässt auch Spielraum zu. "Rein theoretisch hätte er gestern laut Geschäftsordnung meinen Sohn auch in der Sitzung zulassen können", sagt Henfling. Dass Carius sogar mit dem Kindeswohl argumentierte, habe sie noch mehr überrascht, denn das impliziere ja, sie würde ihr Baby im Plenarsaal gefährden. "Das halt ich natürlich für großen Quatsch", so Henfling.
Überraschend sei auch der Rat von Carius gewesen, eine Kinderbtereuung zu suchen. Als ob sie als Mutter sich darüber keine Gedanken machen würde - nur sei ein sechs Wochen altes Baby dafür einfach noch zu klein, sagt Henfling.
Schön sei es, wie viel Unterstützung sie - und damit auch die anderen Mütter im Landtag - in der Diskussion erfahren habe.
"Das war großartig. Gestern gab es einen Solidaritätssturm. Das war sehr schön. Das war sehr gut für uns alle."
Am heutigen Donnerstag wird die Sitzung in Erfurt fortgesetzt. Da Landtagspräsident Carius angekündigt habe, die Sitzung mit Kind nicht fortzusetzen, wird Henfling diesmal ohne Baby erscheinen. "Was wir definitiv nicht machen werden, ist, das auf sich beruhen zu lassen. Ich will da eine Klärung."