GeschmackWarum wir bestimmtes Essen mögen oder hassen
Eltern kenne das, sie überlegen sich das gesündeste Essen der Welt für ihre Kleinen, die verziehen aber nur das Gesicht. Warum es bei Erwachsenen ebenfalls eine Abneigung gegen bestimmtes Essen gibt, erklärt Neurowissenschaftler Henning Beck.
Forschende in den USA haben bei einer Studie herausgefunden, dass Eltern auf keinen Fall ihre Kinder dazu drängen sollen, mal in den sauren Apfel zu beißen oder den Rohkostsalat oder die Gemüsesuppe auszulöffeln. "Nein, meine Suppe esse ich nicht" ist schon vom Struwwelpeter durch Heinrich Hoffmann überliefert – und das ging nicht gut aus.
Druck erzeugt Gegendruck
Neurowissenschaftler Henning Beck mag eigentlich alles bis auf Gorgonzola und Walnuss. Bei ihm zu Hause hätte es früher keinen Druck gegeben und das hätte so ganz gut geklappt. Warum aber manche Kinder besonders wählerisch beim Essen sind, das führt Henning Beck darauf zurück, wie sie behandelt werden. Mit Druck kommen Eltern jedenfalls nicht weit, denn der erzeugt nur Gegendruck oder Reaktanz.
"Je mehr Druck ich mache, desto mehr Gegendruck erzeugt das. Das ist ein Phänomen, das in der Psychologie Reaktanz heißt. Je mehr ich Menschen sage, was sie machen sollen, desto weniger tun sie es."
Gerade in der Phase, in der sich Geschmack oder Vorlieben entwickeln, ist das auch die Zeit, in der sich die Persönlichkeit entwickelt. Kinder nutzen diese Phase, um sich von den Erwachsenen abzugrenzen und die neu entwickelte Persönlichkeit auch "robust nach außen zu tragen", erklärt Henning Beck. Für diese Abgrenzung wird auch das Essen eingesetzt.
"Kinder schmecken anders als Erwachsene."
Es ist aber nicht nur eine Frage der Abgrenzung, sondern Kinder schmecken auch anders als Erwachsene, sagt Henning Beck. Deshalb sei Essen, das für Erwachsene lecker schmecke, nicht unbedingt lecker für Kinder.
Ausgeprägte Geschmacksvorlieben bleiben erhalten
Diese Geschmacksvorlieben können sich bis ins Erwachsenenalter übertragen, so der Neurowissenschaftler. Henning Beck vergleicht das mit dem Musikgeschmack: Wenn wir den einmal ausgeprägt haben, dann mögen wir das, was wir in jungen Jahren gut gefunden haben, bis ins Erwachsenenalter.
Essen als soziales Ereignis
Aber es kommt nicht allein auf den Geschmack an, sondern auch darauf, wie das Essen gegessen wird, betont Henning Beck. Verschiedene Studien würden belegen, dass es einen Unterschied mache, ob wir gemeinsam oder alleine essen. Essen gewinne für die Kinder eine andere Bedeutung, wenn es mit dem gemeinsamen Kochen und Mahlzeiten im Familienkreis verbunden werde. Wer selbst genussvoll essen, könnte so auch das Essverhalten der Kinder positiv beeinflussen.
"Menschen, die eine Aversion gegen Milch oder Alkohol haben, könnten unterbewusst vom Körper vermittelt bekommen, dass er Milch oder Alkohol einfach nicht so gut abbauen kann."
Für Erwachsene rät Henning Beck, gegenüber Essen offenzubleiben und Neues einfach mal auszuprobieren. Das helfe allerdings nicht bei einer Aversion gegen bestimmte Lebensmittel. "Das kann biochemisch daran liegen, dass der Körper bestimmte Lebensmittel nicht verträgt", sagt Henning Beck. Dann komme die Abneigung eher einem Warnsignal gleich, dass der Körper dieses Lebensmittel nicht gut verarbeiten kann.